Gedenken an die Opfer des NS-Regimes


Am 27. Januar 1945 wurden das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und die Konzentrationslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. 

Der Arbeitskreis 27. Januar, in dem sich die Stadt Kehl, die evangelische und katholische Kirchengemeinde Kehl, der Historische Verein Kehl e.V., das Einstein-Gymnasium, die Tulla-Realschule sowie zahlreiche Kehler Bürger engagieren, hat zu diesem Gedenktag ein Video erstellt. Oberbürgermeister Vetrano mahnt in seiner Ansprache an die Notwendigkeit, im aktuellen Kontext die Erinnerung an die  Opfer des Nationalsozialismus wach zu halten. 

Die Pfarrer der beiden Kehler Kirchen lasen ein Gebet. Das Video kann hier angesehen werden: 


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Gebet zum Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus, 27. Januar 2021


Gott,

Gott der Juden und der Christen:

unser Gott!


Hier stehen wir heute, wo wir sonst oft gedankenlos vorbeihetzen.

Vorbei an unserer Geschichte, vorbei am Gedenken.

Hier ist es eingemeißelt in Stein:

das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.

Heute halten wir inne und rufen Dich an,

um uns vor Dir auf das Unrecht, das unsägliche Leid zu besinnen,

das unschuldigen Menschen – unseren jüdischen Mitbürgern –

durch schuldhaftes Versagen von Menschen – unseren Vorfahren –

widerfahren ist.


Wir sind bereit zu erinnern,

bereit, unsere Geschichte bewusst zu bedenken und

dabei dem Schmerz und der Scham, die wir darüber empfinden,

nicht auszuweichen.

Dem Schmerz, der die Erinnerung wachhält,

damit niemals mehr geschieht, was damals geschah:

Dass Menschen – Deine Kinder – von Menschen,

– ebenfalls Deine Kinder,

ausgegrenzt, verachtet, bespuckt, misshandelt, umgebracht werden,

wegen des Gebetbuchs, aus dem sie lesen,

wegen des religiösen Bekenntnisses, das sie trägt,

wegen der Hautfarbe, dem Klang ihrer Sprache, die sie auszeichnet,

wegen des Ortes, wo sie geboren wurden,

wegen des Geschlechts, das sie lieben.



Mit diesem Schmerz im Herzen bitten wir Dich:

Hilf uns, Gott, dass wir niemals aufhören zu erinnern,

dass wir niemals vergessen,

dass Deine Kirche niemals mehr zu Menschenmord schweigt.

Hilf uns Gott, dass wir anerkennen und würdigen,

uns Deinem Willen beugen:


Du hast Israel als Dein zuerst geliebtes Volk auserwählt – bleibend auserwählt.

Hilf uns, zu lieben, was Du liebst, zu achten, was Du erwählt,

zu widersprechen den lautesten wie leisesten Vorurteilen,

den menschenverachtenden Tönen, den einfachen Parolen.

Hilf uns denken mit Menschenverstand und nach dem Vorbild,

welches Jesus uns mit seinem Leben und Sterben

hinterlassen und aufgetragen hat.

Hilf uns, den Verächtern der Liebe mutig zu trotzen,

denen, die wegsehen, in die Augen zu blicken,

und uns immer wieder zu Dir zu bekennen.


Wir bitten Dich, Gott der Christen und der Juden:

Erbarme Dich unser, unserer Vorfahren und unserer Nachkommen,

gewähre Vergebung der Schuld und erneuere unsere Herzen und Sinne

für ein lebensbejahendes und gewaltfreies Miteinander

der Menschen in unserem Land wie auch der Völker und Nationen.

Amen.