Zurück in die Zukunft – Vor fast 25 Jahren ging das Einstein-Gymnasium ans Netz

Die Digitalisierung der Schulen gehört nicht erst seit der Corona-Pandemie zu den großen Baustellen im Bildungsbereich. Allerdings haben gerade die deutschlandweiten Schulschließungen gezeigt, wie groß der Nachholbedarf bei der Ausstattung und Infrastruktur als auch bei pädagogischen Konzepten für einen Online-Unterricht ist. Was mittlerweile forciert durch die Umstände Alltag am „Einstein“ in den zurückliegenden Monaten wurde – Unterricht auf einer zentralen Lernplattform, Videokonferenzen, Online-Aktivitäten, Kommunikation über Mitteilungen und einen Schulmailserver –, war vor 25 Jahren noch Zukunftsmusik. Damals, im Frühjahr 1996, bewarb sich das Einstein-Gymnasium an der bundesweiten Ausschreibung des Vereins „Schulen ans Netz e. V.“. Hervorgegangen war dieser Verein aus der gemeinsamen Initiative des Bundes und der Telekom, die den Schulen einen kostenlosen Internetzugang ermöglichen wollten. Zu den damaligen Online-Pionieren zählte am EG Lehrer Willi Mahler. Im Ruhestand erinnert er sich heute daran zurück, wie gemächlich das Tempo der Digitalisierung bereits Mitte der 90er Jahre in Deutschland war:

„Den Zuschlag für die Ausschreibung erhielten wir im September 1996, dann begann aber das lange Warten. Der zugesagte ISDN-Anschluss wurde erst im November installiert, der Multimedia-PC erst im Februar 1997 geliefert und der Netzzugang über die Fachhochschule Offenburg konnte erst im März realisiert werden.“

Begleitend hatte sich am „Einstein“ die Arbeitsgemeinschaft „Schule ans Netz“ formiert, die nicht untätig blieb in diesen Monaten. So besuchte man ein Internet-Café in Straßburg als auch die Firma ‚Prism Software Engineering‘ in Kehl, testete Modems und informierte sich in Referaten über ISDN, Datennetze und HTML.

Schließlich ging das „Einstein“ im Frühjahr 1997 als erste Schule in der Ortenau ans Netz und die AG-Mitglieder stürzten sich sofort in mehrere Aktivitäten. Man surfte, korrespondierte, sammelte Tipps und Ideen für eine eigene Schulhomepage, wie sich Mahler erinnert: „Darüber hinaus unterstützten wir Schülergruppen und Kurse (wie den Französisch-LK) bei der Recherche im Netz, führten schulinterne Lehrerfortbildungen durch und bauten schließlich eine eigene Homepage auf.“ Einige der Inhalte haben sich bis heute erhalten: Da informieren Traditions-AGs am „Einstein“ über ihre Aktivitäten, wie Chor oder Theater. Die SMV-Jahresplanung („Fr., 13. Febr. 98: Wintersporttag für die Klassen 11 – 13: Skilaufen (alpin, Langlauf, Snowboard) Eislaufen, Schneewandern“) kann ebenso studiert werden wie der Programmentwurf für den Austausch der Russland-AG (Fr 24. Okt. [1997]: 18.00 Gemeinsamer Abend bei Rahmkuchen und einigen Dias Gasthaus „Krone“). Und auch das neue Maskottchen für eine Schülerzeitung stellt sich vor: „Ich heiße EGON, darin steckt EGO, darin wieder steckt EG wie Einstein-Gymnasium. Und außerdem ist das lateinisch und heißt ICH.“

Neben zahlreichen Schülerinnen und Schülern der AG fanden in der Frühphase der Digitalisierung auch einige Lehrer Gefallen an den Vorzügen der neuen Technik. So vermerkte ein Zwischenbericht im Jahr 1997 nach der schulinternen Fortbildung: „Einige Lehrer sind inzwischen alleine aktiv und unterhalten z.B. Kontakte mit Kollegen in Frankreich und den USA.“

Damals wie heute flossen nicht nur staatliche Mittel in die digitale Ausstattung, sondern man bemühte sich ebenso um die Unterstützung von weiteren Sponsoren. Für den Erwerb eines Beamers („Projektionsvorrichtung“) engagierten sich in dieser Zeit sowohl der Förderverein der Schule finanziell als auch acht Apotheken aus dem Raum Kehl. Seitdem hat sich wiederum einiges getan an Deutschlands Schulen und auch am EG, nicht nur auf der neuen Homepage oder in den sanierten Räumen. Eine Nischentechnologie aus dem Jahr 1997 wartet allerdings immer noch auf ihren Einsatz im ganzen Schulgebäude: flächendeckendes WLAN in allen Klassenzimmern.

[HBR]