Deutsch-französisches Geschichtsprojekt

Im kommenden Jahr wird das Ende des Ersten Weltkrieges 100 Jahre zurückliegen. Anlässlich dieses Jubiläums nimmt das Einstein-Gymnasium an einem umfangreichen Geschichtsprojekt teil. Zusammenarbeiten wird die Projektgruppe aus 15 Schülerinnen und Schülern und zwei Lehrern mit dem Lycée Marc Bloch in Bischheim und der „Association nationale des grands invalides de guerre“. Am Samstag haben sich alle Beteiligten, die beiden Schulgruppen und Lehrer aus Deutschland und Frankreich sowie Mireille Hincker, die Organisatorin des Projektes, in Straßburg am Place de la République getroffen. Dort fand am „Monuments aux Morts“ eine zentrale Gedenkveranstaltung zum Tag des Waffenstillstands von Compiègne am 11. November 1918 statt, mit dem die Kampfhandlungen im Ersten Weltkrieg beendet wurden.

Der unterschiedliche Stellenwert im Gedenken an dieses Ereignis beiderseits des Rheins zeigt sich auch daran, dass an diesem Datum in Frankreich Feiertag ist („Armistice“).

Bei Regen, Wind und frostigen Temperaturen verfolgten die Schüler nun am vergangenen Samstag den Ablauf der Zeremonie am Denkmal für die Weltkriegstoten. Besonders ins Auge fiel die starke Präsenz von Polizei und Militär. Dies war einerseits sicherlich der allgemeinen Terrorlage und der Beteiligung hochrangiger Militärs und Politiker (wie dem französischen Präfekten und dem deutschen Generalkonsul) geschuldet, andererseits waren militärische Abordnungen fester Bestandteil der Zeremonie. Sowohl französische Uniformierte von Militär und Gendarmerie als auch deutsche Soldaten des Jägerbataillons aus Illkirch nahmen auf dem Platz Stellung in Anwesenheit zahlreicher Veteranen vergangener Kriege und weiterer Gäste. Neben der Verleihung militärischer Orden wurden insbesondere Kränze am Gefallenendenkmal abgelegt, Reden gehalten und zwei Briefe von französischen Schülern vorgelesen. Erinnert wurde damit auf unterschiedliche Weise an das Schicksal der Weltkriegsteilnehmer und die Bedeutung der Ereignisse für die Gegenwart. Als hörbarer Ausdruck des gemeinsamen Gedenkens von Deutschen und Franzosen wurden zudem beide Nationalhymnen gespielt.

Im Anschluss gingen die Schüler der Projektgruppen gemeinsam in Straßburg essen und kamen nicht nur wegen der wärmeren Temperaturen schnell ins Gespräch: Alle Schüler lernen die Nachbarsprache auch im Unterricht; teilweise wachsen sogar manche der „Einstein“-Schüler bilingual auf und befinden sich auch im entsprechenden Zug an der Schule. Auch die Schüler des Marc-Bloch-Gymnasiums streben als Abschluss das deutsch-französische AbiBac an. So hat der gemeinsame Besuch der Gedenkveranstaltung dazu geführt, dass sich die deutschen und französischen Projektschüler austauschen und kennenlernen konnten. „Jetzt muss es aber weitergehen!“, hob Mireille Hincker angesichts der gelungenen Veranstaltung vor. Und das wird es auch: So werden sich die Projektgruppen nicht nur gegenseitig an ihren Schulen in den kommenden Monaten besuchen, sondern auch gemeinsam das geschichtsträchtige Schlachtfeld um den Hartmannsweilerkopf im Elsass sowie das dortige Museum und die Gedenkstätten besichtigen. Der Höhepunkt des Projekts wird schließlich am französischen Nationalfeiertag 2018 in Paris stattfinden, wo die Schüler dann der zentralen Gedenkveranstaltung auf den Champs-Élysées beiwohnen werden.

Bereits vor der Zeremonie hatten beide Projektgruppen sich gegenseitig in einem Video vorgestellt. Außerdem hat sich die „Einstein“-Gruppe als Teil der Vorbereitung des Geschichtsprojekts mit Dr. Ute Scherb, der Leiterin von Archiv und Museum der Stadt Kehl, getroffen. Gemeinsam suchten sie den Kehler Friedhof, die Mutter Kinzig am Marktplatz und das Pionierdenkmal im Rosengarten auf. Dort erläuterte Frau Scherb anschaulich, wie sich der jeweilige Zeitgeist auch im Gedenken an die Kriege und Gefallenen in den Denkmälern vor Ort widerspiegelt.

 [HBR]