Besuch im Europaparlament der 10a und 10c mit der IN-Klasse am 6.6.18

Das Europaparlament vor der Haustür und einfach mit der Tram zu erreichen! Diese idealen Bedingungen für eine Abschlussstunde zum Thema Europa wurden von den Klassen 10a, 10c und der IN-Klasse genutzt.

Im Europaparlament angekommen, erwartete uns bereits Herr Gras, ein zertifizierter Gästeführer auf EU-Ebene aus Kehl. Er wies uns auf die architekturalen Highlights des Gebäudes hin, die interessiert von der Gruppe wahrgenommen wurden. Wir wussten beispielsweise nicht, dass die Ellipse im Eingangshof des Louise-Weiss-Gebäudes, die aus einem kreisförmigen 18-geschossigen Turm ausgeschnitten ist und den Blick in den Himmel frei gibt, vom Team des Architecture Studio de Paris entworfen wurde. Benannt ist das Gebäude nach Louise Weiss, die Parlamentsmitglied war und als Alterspräsidentin bei der Wahl des Präsidenten und der Vizepräsidenten nach den ersten Direktwahlen zum Europäischen Parlament 1979 den Vorsitz hatte.

Spiel mit Kreis und Ellipse

Das den Turm halb umschließende bogenförmige Gebäude ist durchschnitten von einem langen, schmalen Lichthof mit Pflanzen, die sich an Stahlseilen bis zu den Glaselementen im Dach hinaufranken – da es draußen hell und sonnig war, fiel das Licht bis auf den Boden. Geradezu lichtdurchflutet war die eindrucksvolle Umgebung des außen mit Holz verkleideten Plenarsaals. Dessen Kuppel ist wiederum elliptisch, die Sitze der Parlamentarier sind kreisförmig darunter angeordnet. Mit Kreis und Ellipse als Sinnbildern abendländischer Kultur, heißt es, hätten die Architekten einerseits das Vollkommene, andererseits das Unvollständige thematisiert.

Im Plenarsaal konnten Schüler und Lehrer einige Besonderheiten entdecken wie die Dolmetscherbüros. Die Dolmetscher übersetzen simultan in die elf Amtssprachen der Europäischen Union und werden alle 15 Minuten abgelöst. Die Fraktionen im Plenarsaal sind länderübergreifend zusammengesetzt und erarbeiten gemeinsam Richtlinien und Verordnungen. Die Verständigung verläuft problemlos. Zu unserer Überraschung erfuhren wir, dass die Sprache, die am meisten genutzt wird, Deutsch sei.

Hätten wir eine Debatte während der momentanen Sitzungswoche (11.-15.6.18) verfolgen können, so hätten wir folgende Themen gehört: Modernisierung des Bildungswesens, gemeinsame Vorschriften für die Zivilluftfahrt, eine Aussprache zum Atomabkommen mit dem Iran, zur Cyberabwehr und zu den Beziehungen zwischen der EU und der NATO (Tagesordnung vom 11. und 12.6.18). Herr Gras erläuterte uns, dass jede Fraktion eine bestimmte Redezeit habe, die angezeigt werde. Nach Überschreitung der Redezeit werde dem Abgeordneten einfach das Mikrofon abgeschaltet.

Herr Gras erklärte auch, warum und wie sich die Institutionen der EU auf verschiedene Standorte verteilen. Das Europäische Parlament ist europäisch im wahrsten Sinne des Wortes: In Straßburg finden die Plenarsitzungen statt, in Brüssel, wo auch die Europäische Kommission ihren Sitz hat und die EU-Regierungen im Ministerrat zusammenkommen, arbeiten die Ausschüsse und die Fraktionen, Luxemburg beherbergt das Generalsekretariat. Straßburg als Stadt nahe an der Grenze, die mal deutsch, mal französisch gewesen ist, sei bewusst als Hauptsitz des Parlaments gewählt worden, um ein Zeichen für die Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich zu setzen, so Gras. Der Sitz sei auch nicht verhandelbar mit der französischen Regierung, trotz Vorschlägen der anderen Länder den Sitz nur in Brüssel zu belassen. Für uns Deutsche ist der Sitz hier an der deutschen Grenze ebenso sehr wichtig, wird doch dadurch die deutsch-französische Achse in der EU betont.

Bereichert, aber auch etwas erschöpft nach der Fülle der Informationen fuhren wir zum wohlverdienten Picknick ins „Lieu de l`Europe“, wo uns eine Fotoausstellung zu den Außengrenzen der EU erwartete und Ländertafeln, die die Mitgliedsstaaten des Europarats vorstellen. Besonders Albanien fand viel Zuspruch.

Nach dem Picknick stiegen wir wieder in die Tram, die übrigens von einigen Schülern an diesem Tag erstmals genutzt wurde, und kamen nach 30-minütiger Fahrt wieder gut in Deutschland an.

[Com, Poe]