Die Schule in Bewegung gesetzt – Nachruf für unsere Kollegin Barbara Dupuis (1956—2019)

Als ich im Herbst 2014 als ehemaliger „Einstein“-Schüler im Lehrerzimmer in eine neue Rolle trat, war der Einstieg sehr herzlich. Das lag insbesondere an Barbara Dupuis, die mich sofort in die Arme schloss und mir das Gefühl gab, wieder zu Hause zu sein. So warmherzig und freudestrahlend haben sie unzählige alte und neue Kolleginnen und Kollegen erlebt. Keinen Zweifel ließ sie daran, dass man am Einstein-Gymnasium am richtigen Ort angelangt war. Ein Ort, den sie selbst über Jahrzehnte in vielfältiger Weise und auf ihre unnachahmlich anpackende Art geprägt hat.  

Wie viele Schülerinnen und Schüler hat sie nicht von der 5. Klasse an persönlich begleitet und motiviert, ins gymnasiale Fahrwasser gelenkt, dabei geholfen, sich zu organisieren und den Unterrichtsalltag zu bewältigen. Die Unterstufe verstand sie im wahrsten Sinne als „Orientierungsstufe“, wollte keinen ihrer Schüler vorschnell aufgeben, sondern durch ihr persönliches Engagement dazu beitragen, den besten Weg zu finden – weit über den normalen Unterricht hinaus. Beim Organisieren von Nachhilfe, bei der Suche nach finanzieller Unterstützung für Schulfahrten, als Helferin in Not bei bürokratischen Hürden oder bei persönlichen oder familiären Problemen. Das schloss ihr ganzes Umfeld an der Schule ein, ob als Klassenlehrerin, Mentorin für Referendare, SMV-Verbindungslehrerin – Barbara Dupuis half, betreute, motivierte, gab wertvolle Tipps. Für alte und neue Kolleginnen und Kollegen war sie eine stete Ansprechpartnerin bei allen Lebensfragen und herzliche Gastgeberin bei sich zu Hause.

Leidenschaftlich setzte sich Barbara Dupuis für den bilingualen Französischzug ein. In den bilingualen Klassen arbeitete sie schon frühzeitig binnendifferenziert mit den unterschiedlichen sprachlichen Niveaus ihrer Schützlinge. Mit neuen 5. Klassen, die sie übernahm, führte sie am Schuljahresende nicht nur ihre beliebten Landschulheimfahrten in den Norden auf Amrum durch, sondern schuf in aufwendiger Projektarbeit Filmbeiträge zu einem aktuellen Thema, die regelmäßig Landes- und Bundespreise gewannen. Ihr Tätigkeit als Klassenlehrerin war ihr ein wichtiges Anliegen, weiß auch ihre langjährige Kollegin Gabi Kummer: „Dieses Engagement für ihre Klassen und jeden einzelnen Schüler darin lagen ihr im besonderen Maße am Herzen – und nicht zu vergessen die vorbildliche Elternarbeit.“

 

Ihr Einsatz für die einzelnen Fächer am „Einstein“ kam insbesondere auch den Fachschaften, zugute, wie ihre Kollegin Beatrix Wenzel betont: „Barbara gehörte zu den ersten, die im Abibac-Zug unterrichteten und Schüler bis zum Abibac begleiteten. Was sie in diesem Bereich alles auf die Beine gestellt hat, von der Auswahl der geeigneten Lehrkräfte bis zur Klärung aller pädagogischen, deutsch-französischen, organisatorischen und administrativen Fragen prägt die Fachschaft und die Klassen bis heute.“ Für die Französischfachschaft (aber z.B. auch für die Klassenlehrer der Unterstufe) ordnete und stellte Barbara Dupuis akribisch umfangreiches Material auf USB-Sticks zusammen, das vielen im Kollegium die Arbeit erleichterte. Die Zahl der Schüleraustausche mit Partnern in Frankreich und der Ausflüge über den Rhein, die sie daneben initiierte und koordinierte, ist kaum zu fassen.

Auch von ihrer Liebe zum Sport, ihrem zweiten Fach, profitieren Schülergenerationen bis heute. Als treibende Kraft und entschiedene Fürsprecherin für Eislauf- und Skitag, für den früheren „Sponsored Run“, Inliner-Wandertage und Klassenradtouren setzte Barbara Dupuis buchstäblich die Schule in Bewegung, wie man sie auch selbst stets erlebte.

 Am „Einstein“ rückte Barbara Dupuis folgerichtig 2001 als Fachabteilungsleiterin in die Schulleitung auf. Auch hier zeichnete sie sich durch ihren Überblick, ihren Arbeitseifer und ihre Sachkenntnis aus: „Barbara war in der AL-Runde diejenige, die die Kontingentstundentafel perfekt im Blick hatte, sich jederzeit für alle Fächer und Themen engagiert hat. Alle Jubiläumsdaten waren ihr vertraut ebenso wie der Schulkalender und die wichtigen Abläufe, die das Schuljahr angehen“, erinnert „Einstein“-Lehrerin Christina Combrouze.

 Das Engagement von Barbara Dupuis war aber bei weitem nicht auf ihre Schule begrenzt. Als Hauptpersonalrätin für den Philologenverband wirkte sie ebenso wie als geschätzte Multiplikatorin und ideenreiche Organisatorin von pädagogischen Tagen und schulübergreifenden Fortbildungen z.B. für freies Arbeiten, Methodentraining und soziales Lernen. Ohne Aufhebens und neben ihrer Arbeit engagierte sich Barbara Dupuis zudem mit Herzblut in die Flüchtlingshilfe und half zwei Flüchtlingsfamilien bei der Integration in Deutschland.

 Dass Barbara Dupuis, seit sie am Einstein-Gymnasium unterrichtete, gegen eine lebensbedrohliche Krankheit ankämpfte, für lange Zeit scheinbar erfolgreich, dürfte vielen Schülern und manchen Kollegen kaum bekannt gewesen sein. Ihr ganzes Schaffen und ihre unerschöpfliche Energie konnten diesen Umstand schnell in den Hintergrund treten lassen. In diesem Schuljahr vermisste man sie aber im Unterricht im Sprachenraum oder im Gespräch beim Fahrradschuppen auf dem Schulhof. Noch vor wenigen Wochen schaute Barbara Dupuis trotzdem im Lehrerzimmer vorbei, erkundigte sich herzlich nach Neuigkeiten und erzählte. Körperlich gezeichnet von ihrer schweren Krankheit strahlte sie Lebensfreude und Zuversicht aus, unbeeindruckt von allen Umständen.

 Diesen Dienstagmorgen ist Barbara Dupuis nach schwerer Krankheit verstorben. Ihr Tod ist ein unfassbarer Verlust für unsere Schule. Und mit ihm zu leben, bräuchten wir die Eigenschaften, die Barbara ihr Leben lang am „Einstein“ ausgezeichnet haben:

Lebensfreude, Optimismus und die Kraft und den Glauben, dass man auch die schwersten Prüfungen überwinden kann.

[HBR]

Die Anzeige der Kehler Zeitung kann hier angesehen werden. 

Barbara