Ein Relikt des „Westwalls“ – Zeitzeugen-AG besucht Tarnbunker

Einst säumten tausende Bunker die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich, heute gibt es nur noch einzelne Relikte der vergangenen Zeit. Der Tarnbunker in Neumühl ist eine der letzten nicht gesprengten Anlagen, die vom ehemaligen „Westwall“ existieren. Nach seiner Erbauung in der NS-Zeit im Jahr 1938 wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wie der Großteil aller Bunker in der Region gesprengt, sondern mit Beton gefüllt, um ihn unbrauchbar zu machen. Dass er die Nachkriegszeit überstand, lag nicht zuletzt an seinem Standort im Dorf und der Nähe zum Bach. Außerdem besaß der Bunker einen Fachwerk-Aufbau als Tarnung. Dadurch existierte über dem Bunker auch eine Wohnung. Was vor 60 Jahren noch allgemein bekannt in Neumühl gewesen sein mag, geriet über die Jahrzehnte in Vergessenheit: Hinter dem Fachwerk verbirgt sich ein Bunker mit 1,50 Meter dicken Wänden aus Stahlbeton. Dieser kam erst beim Abriss des Holzaufbaus wieder zum Vorschein.

Seitdem bemüht sich die Interessengemeinschaft „Tarnbunker Neumühl“, den Bunker und seine Geschichte wieder für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich zu machen und ein Dokumentationszentrum zu errichten.

Erich Nagel von der Interessengemeinschaft führte die Zeitzeugen-AG diesen Freitag durch den Bunker und erklärte detailreich und kurzweilig das komplexe Innenleben und die Technik des Bunkers. Beeindruckend und zugleich erschreckend waren die militärischen Vorkehrungen, die dem Bunker und seiner Besatzung Schutz und nach außen hin Abwehr garantieren sollten. Kommunikation, frische Luft, Beleuchtung, Vorkehrungen gegen Gas, aber auch Fragen zum alltäglichen Leben erläuterte Nagel anhand von Originalrelikten wie auch an zahlreichen Gegenständen im Bunker, die als Originale der Zeit aus vergleichbaren Kontexten stammen. Die Szenerie zwischen den engstehenden Stahlbetonwänden leuchteten die AG-Teilnehmer dabei mit ihren Handys und Taschenlampen aus. Deutlich wurde der Abstand zur heutigen Zeit, in der ein Abwehrbollwerk und tödliche Tarnung gegen unseren Nachbarn an der Grenze zum Glück der Vergangenheit angehören.

Wer den Tarnbunker besuchen will, kann sich gerne an die Interessengemeinschaft „Tarnbunker Neumühl“ wenden, die die Anlage auch an folgenden Tagen für die Öffentlichkeit zugänglich macht, nämlich am Sonntag, den 8. September, anlässlich des europaweiten „Tags des öffentlichen Denkmals“, am Freitag, 22. November, zur Erinnerung an den 75. Jahrestag der Befreiung von Straßburg, verbunden mit der Evakuierung von Kehl und am Samstag, 14. Dezember, zum 80. Jahrestag der „Kehler Weihnachtsgeschichte“.  

[HBR]