Bescheidener Nobelpreisträger – Porträt von Georges J. F. Köhler am „Einstein“ enthüllt

Georges J. F. Köhler war in seiner Bescheidenheit vermutlich kein Mensch, der daran besonders Anstoß genommen hätte. Doch lange Zeit suchte man Hinweise auf einen der jüngsten Nobelpreisträger, der seine Kindheit und Jugend in Kehl gelebt hatte, dort vergebens. Im Jahr 1984 war Köhler im Alter von 38 Jahren der Nobelpreis für Medizin gemeinsam mit zwei Kollegen verliehen worden. Viel zu früh verstarb der Forscher bereits 1995 an seiner Wirkungsstätte in Freiburg. Mittlerweile hat sich in Kehl Manches getan:

Zu Beginn des Jahres 2017 wurde im Neubaugebiet Schneeflären eine Straße nach Georges Köhler benannt. Am Einstein-Gymnasium, wo er im Jahr 1965 seine Abiturprüfungen ablegte, hatte man sich im Jahr seines 70. Geburtstages verstärkt Gedanken gemacht, wie man die Person Köhlers und seine bahnbrechenden wissenschaftlichen Verdienste stärker ins Bewusstsein der Schulgemeinschaft rücken könnte. Ein erster Schritt war der neugeschaffene George-Köhler-Preis der Schule, den die Fachschaft Biologie seit 2017 für besondere Leistungen in dem Fach zum Abitur vergibt. Ein weiteres Projekt wurde im gleichen Jahr in Angriff genommen. Auf den Vorschlag von Birte Grasshoff, die am „Einstein“ bildende Kunst unterrichtet, bekam die damalige Oberstufenschülerin Priska Simeon das Angebot, ein Porträt des Kehler Nobelpreisträgers zu malen. Dafür recherchierte die begabte „Einstein“-Absolventin nicht nur die Biographie Köhlers, sondern suchte auch Claudia Köhler in Freiburg auf, wo deren verstorbener Ehemann zuletzt Leiter des Max-Planck-Instituts für Immunbiologie gewesen war. Offenherzig unterstützte Frau Köhler das Anliegen und gab Auskunft über Georges Köhlers Persönlichkeit und auch seinen Umgang mit dem Erfolg: „Er war ein freiheitsliebender Mensch. Er hat es als großes Glück empfunden, den Nobelpreis zu erhalten.“ Als Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, denn so habe er in Unabhängigkeit leben können. Nach 1 ½ jähriger Arbeit an dem Porträt, begleitend zu allen Prüfungen in der Oberstufe, konnte Priska als Abiturientin auf dem Sommerfest der Schule in diesem Jahr schließlich ihr Werk vorstellen. Den Gästen erläuterte sie ihren Wunsch, die Persönlichkeit Köhlers im Bild möglichst präzise einzufangen: „Wenn ich an Herrn Köhler denke, stelle ich mir einen angenehm ruhigen und selbstsicheren Mann vor, der sich immer treu bleibt. Dieser starke und freundliche Charakter konnte meiner Meinung nach am besten durch kräftige Farben und ein breites Lächeln widergespiegelt werden.“ Besonderen Wert legte die Künstlerin dabei auch auf die Augen Köhlers, während sie seine Arbeit in Form von Zeitungsartikeln in Collageform im Hintergrund einband. Das gelungene Porträt fand nicht zuletzt bei Claudia Köhler Anklang, die der Enthüllung sichtlich gerührt beiwohnte und sich bei der Abiturienten herzlich bedankte. Im neuen Schuljahr hat das Werk über den Schöpfer der monoklonalen Antikörper nun auch im Schulgebäude einen prominenten Platz im ersten Stock gefunden. Dort hängt es nicht weit entfernt von einer Fotografie eines anderen Nobelpreisträgers, dem Namenspatron der Schule, Albert Einstein.

[HBR]