Zeitzeugen-AG auf Geschichtstour in der Grenzregion

Die letzten beiden Exkursionen der Zeitzeugen-AG führten sowohl über die Grenze ins Elsass als auch nach Süden Richtung Lahr/Kippenheim.

Bei Schirmeck besuchte die AG noch vor den Herbstferien das 2017 nach einer umfassenden Renovierung wiedereröffnete Mémorial Alsace Moselle. Es stellt die wechselhafte und facettenreiche Geschichte dar, welche das Elsass und das Département Moselle (Lothringen)  in den vergangenen Jahrhunderten ausgezeichnet hat. Als Zankapfel zwischen der deutschen und französischen Nation dokumentiert die Dauerausstellung nicht nur eine Region im Fadenkreuz von kriegerischen Konflikten, nationalen Spannungen und Besatzungsphasen, sondern auch die kulturelle Prägung und besondere Identität der Einwohner. Dabei waren die AG-Schüler von der Präsentation und Aufbereitung der Geschichte im Mémorial Alsace Moselle besonders beeindruckt. Es erfüllte alle Erwartungen, die man an ein zeitgemäßes Museum haben kann. Den Besucher erwarten neben übersichtlich und mehrsprachig gestalteten Infotexten auch zahllose Bilder und Video-Installationen. Vor allem bewegt man sich als Gast durch überwältigende Kulissen und Räume: Sei es der große Bildersaal zu Beginn mit seinen leuchtenden Porträts, der Gang durch nachgebildete Bunker der Maginot-Linie oder über ein blitzendes und donnerndes Schlachtfeld des Zweiten Weltkrieges, durch deutsche Amtsstuben während der Phase der nationalsozialistischen Annektierung oder im Zugabteil während der Evakuierung Straßburgs zu Beginn des Krieges – zahlreiche aufwendig gestaltete Kulissen schaffen eine faszinierende Atmosphäre. Ein Höhepunkt der Dauerausstellung ist auch der neue Schlussteil, der den Prozess der europäischen Einigung beinhaltet inklusive einem Spiegelsaal, wo der Besucher zur Abstimmung aufgerufen ist oder einfach nur die farbenprächtigen Animationen staunend verfolgen kann. Nicht weit entfernt vom Mémorial und von der Panoramaterrasse zu erkennen, liegt zudem das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof, dessen Geschichte natürlich auch Teil der Ausstellung ist.  

Letzten Freitag führte eine weitere Exkursion der AG vorbei an der Heimatgemeinde Kippenheim von Inge Auerbacher (die als jüdische Zeitzeugin erst vergangene Woche „Einstein“ und Tulla besucht hatte) an den Ortsrand von Schmieheim. Hier befindet sich einer der größten jüdischen Friedhöfe in Baden mit rund 2500 Gräbern. Jürgen Stude, 1. Vorsitzender des Fördervereins Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V., führte die Zeitzeugen-AG nicht nur in die Geschichte des Friedhofs und in die jüdische Begräbniskultur ein, sondern erklärte beim Gang durch die Grabreihen aus mehreren hundert Jahren (der Friedhof wurde 1682 angelegt), wie sich an diesem Ort auch die jüdische Geschichte der Region widerspiegelt. Dabei gab er faszinierende Einblicke in die kulturellen Bräuche bei der Bestattung der Juden und in die Phasen der allmählichen Emanzipation der Juden und der völligen Zurücknahme und Auslöschung des jüdischen Lebens während der nationalsozialistischen Herrschaft.

Warum findet man auf einem jüdischen Friedhof keine Blumen, dafür aber kleine Steine? Was bedeuten segnende Hände oder eine gebrochene Rose auf einem Grabstein? Woher kommt der Ausdruck ‚jemand nicht das Wasser reichen können‘? Weshalb liegt der jüdische Friedhof an einem Hang? Die Antworten auf diese und viele weiteren Fragen können auch alle anderen Besucher erfahren, die sich auf eine kurzweilige Führung mit dem Förderverein in Kippenheim begeben. Infos dazu und weitere Veranstaltungen findet man auf der Homepage des Vereins.