Nachruf für Manfred Kuhn (1940—2019)

Unser langjähriger ehemaliger Hausmeister Manfred Kuhn ist im Alter von 79 Jahren verstorben. Über Jahrzehnte war er im Schulalltag am „Einstein“ nicht wegzudenken.

Als Schüler erinnere mich noch sehr gut an Manfred Kuhn. Er war die ideale Besetzung als Hausmeister, besaß er doch eine natürliche Autorität und anderseits eine unerschöpfliche Nachsicht und Geduld mit den hunderten Schülern, die jeden Tag auf neue Ideen kommen konnten, um ihm ungewollt Arbeit zu machen. In den großen Pausen bildete sich zu seiner Zeit immer eine lange Schlange in und vor seinem Büro. Dort verkaufte er nämlich Milchschnitten, Müsli-Riegel, Milch und Kakao in kleinen Glasfläschchen, die der ersehnte Vormittagssnack und eine süße Alternative zu Bäcker Dierle waren. Freundlich lächelnd und mit stoischer Ruhe bediente er jeden Schüler und trug dabei seinen grauen Hausmeisterkittel.

 Auch Kollegen und Kolleginnen wie Gabi Kummer, die bereits in der damaligen Zeit am „Einstein“ unterrichteten, erinnern sich lebhaft an Manfred Kuhn: „Er war ein Hausmeister, wie ihn sich Lehrer und Schüler wünschen. Und so menschlich! Sein verschmitztes Lächeln war sein Markenzeichen. Die Selbstverständlichkeit und Voraussicht, mit der immer alles bestens vorbereitet war, war bestimmt einzigartig – und so geräuschlos und für uns selbstverständlich, dass es uns gar nicht besonders aufgefallen ist.“

Damals als Schüler kam es mir nicht in den Sinn, aber heute staune ich darüber, welches Pensum Herr Kuhn auch durch die Abi-Streiche und Abi-Feiern (die lange Zeit im Hauptatrium stattfanden) erledigen musste. Unvergessen ist mir, wie er nach einer turbulenten Abi-Feier in den 90er Jahren den Abiturienten mit nüchtern-bilanzierendem Blick auf das Schlachtfeld sagte, dass noch kein Jahrgang eine so große Unordnung angerichtet hätte. Dabei muss man bedenken, dass Abi-Streiche in dieser Zeit nicht den Kontrollzwängen und dem Reglement von heute unterworfen waren: Es herrschte wirklich Anarchie, denn die Abiturienten hielten das Schulgebäude oftmals besetzt, genossen die Freiheit und versperrten mit eigenen Schlössern und Ketten die Türen. Sie taten alles, was das Schülerherz erfreute und Herrn Kuhn einigen Einsatz abverlangte. 

 Dabei prägte er das „Einstein“ bis heute und auf vielfache Weise, wie Andreas Dilles weiß: „Manfred Kuhn war ein überaus umsichtiger Hausmeister. Beispielsweise haben wir – und die Realschule(!) – ihm die Doppelflügeltüren an den Musiksälen und der Aula-Bühne zu verdanken, durch welche man einen Flügel ohne Probleme hindurchschieben kann. Beim alten Musiksaal (dem heutigen Zeichensaal Z05) war das immer äußerst schwierig, man musste immer die Beine vorher abschrauben.“  Auch von der ausgeprägten musikalischen Ader von Manfred Kuhn profitierten bereits frühere Schülergenerationen, erinnert sich Andreas Dilles: „Er hat während meiner Schulzeit regelmäßig in der Einstein-Bigband Posaune gespielt, uns entsprechende Literatur besorgt und uns jederzeit Instrumente, die seiner Blasmusikschule gehörten, ausgeliehen. Das war auch später noch so, als ich schon Lehrer war.“

Tobsuchtsanfälle oder cholerische Auftritte widersprachen seinem Wesen, auch wenn mancher Anlass bestanden hätte. Letztendlich zeigte er ein großes Verständnis für junge Menschen, auch für viele Streiche. Mitschüler von mir parkten während der Bauarbeiten der Cafeteria wochenlang immer mit dem Auto direkt vor der Schule zwischen den Handwerkerwagen. Als Herr Kuhn sie dann eines Tages doch dabei erwischte, wies er sie bestimmt („Aber ganz schnell!“) darauf hin, sofort den Wagen auf dem normalen Parkplatz abzustellen – aber bei der Schulleitung hat er sie natürlich nicht verpetzt.  

 Gabi Kummer erinnert sich auch noch an Manfred Kuhns Verabschiedung, bei der die ganze Schulgemeinschaft zusammenwirkte: „Seine Verabschiedung war bombastisch, die Schulleitung, Lehrer, Schüler, die Eltern, Vertreter der Stadt, alle haben sich mächtig ins Zeug gelegt.“

 Am 18. Juni ist Manfred Kuhn nach langjähriger schwerer Krankheit im Alter von 79 Jahren verstorben.

[HBR]

Gerd Birsner hat in der Kehler Zeitung (vom 25.06.2019) einen lebendigen Nachruf für Manfred Kuhn geschrieben, der hier nachzulesen ist. Der Nachruf des Einstein-Gymnasiums in der Kehler Zeitung kann hier angesehen werden.