„Märchen außer Kontrolle“ Mittelstufen-Theater-AG des „Einsteins“ feiert erfolgreiche Premiere

Die Welt der Märchen ist nicht zuletzt eine Welt der Wünsche – wer würde nicht gerne die hübsche Prinzessin zur Gemahlin nehmen, sich hungrig an einem Lebkuchenhaus sattessen oder als benachteiligtes Stiefkind zu Reichtum gelangen? Das Stück „Märchen außer Kontrolle“ der Mittelstufen-Theater-AG begann ebenfalls mit einem Wunsch, der aber in der Gegenwart heranreifte. „Die Welt ist voller Möglichkeiten“, sagte die selbstbewusste Protagonistin Greta (Lara Kulic) zu ihrem Bruder Hannes (Hugo Pfundstein) und entschied sich aus der Enge ihres Familienalltags auszubrechen – mit dem Bruder im Schlepptau, denn ohne die starke Schwester wollte er nicht zu Hause bleiben. So stürzten sich die beiden Geschwister ins Leben und ihr erstes Problem waren keine unauffindbaren Brotkrumen, sondern der schlechte Internetempfang.

Unwillkürlich gerieten Greta und Hannes auf märchenhafte Abwege: Im dunklen Wald machten sie Bekanntschaft mit dem Personal der klassischen Märchenwelt, das aber ein modernes Eigenleben entwickelt hatte. Party-Girl Cinda (Steffi Todedjrapou)) ließ das Publikum gleich wissen, wie beknackt ihre Familiensituation war („Mutter tot, Vater neu verheiratet, zwei völlig missratene Stiefschwestern – klingelt’s?“). Mit ihrer Freundin Snow (Magdalena Zubcic) schmiss sie dafür „die krassesten  Waldpartys“, so auch an diesem Abend das „Dancing in the Forest Festival“, bei dem auch die Partyzwerge Seppel (Maxence Modedzi) und Pimpel (Charlotte Colly) antanzen mussten. Selfie-Queen Snow („Bitte lächeln für Insta!“) führte die Geschwister auch sofort bei sich ein. Diese hatten zwischenzeitlich wiederum die ins Blumenpflücken vernarrte Rosa (Charlotte Koller) und ihre Großmutter (Amelie Bottin) kennengelernt. Für Aufregung sorgte jedoch vor allem die reflektierte Rapu (Josianne Bechinger), die sich in ihren Turm zurückgezogen und unverständlicherweise bereits 25 Sprachnachrichten nicht beantwortet hatte („Eingesperrt hab’ ich mich hier ganz bewusst selbst, um herauszufinden … wo mein Platz in dieser Welt ist“).

Die von den Deutschlehrerinnen Luisa Luem und Stephanie Walter in diesem Schuljahr gegründete Mittelstufen-Theater-AG stellte somit auf sehr reizvolle Weise die klassische Märchenwelt einen Abend lang auf den Kopf und spielte vergnügt mit den Rollenbildern in Gegenwart und Märchen: „Wo sind sie nur hin, die Mannsbilder aus alten Zeiten?!“. Die Originale der Brüder Grimm flocht sie ebenso ein (mit der lesenden Großmutter) wie ihre ironisch-moderne Brechung. Da stieß der Prinz (Richie Nzali) vor Rapus Turm auf Desinteresse, fand aber schnell Gefallen an Hannes. Ein Trumpelstilzchen (Lara Weber) wies den emanzipierten Märchenfiguren den rechten Weg. Der herrische Vater der Geschwister (Maxence Modedzi), assistiert von der besorgten Mutter (Lilia Sadki) , geriet an die zwei herrlich biederen (und hungrigen) Polizistinnen Hedwig und Hilde (Neele Por und Eileen Duhamel). Gemeinsam platzten sie alle schließlich zum großen Finale in die Märchenwelt, wo eine etwas exzentrische Kräuterwohlfühlhexe (Aenne Hackländer) und ihr Zauberlehrling (Lorentin Berisha)  besiegt – und wieder gerettet werden mussten.

Mit ihrem selbst entwickelten Stück und ihrer schauspielerischen Leistung zogen die Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Klasse das Publikum in der Aula in ihren Bann und sorgten für stürmischen Applaus.

Hatte sich Cinda noch auf der Bühne beklagt „Alle sagen immer ‚Sei du selbst, geh’ deinen Weg, leb’ dein Leben‘ – und wenn man’s dann macht, ist‘s doch wieder nicht recht“ – war „Märchen außer Kontrolle“ der authentische Gegenbeweis – völlig verdreht, verhext, verrückt und dabei ein voller Erfolg.

Zu diesem trugen auch weitere Beteiligte bei: Lotte Saam und Irène Duhamel (J1) wirkten als Regieassistenten an der Entstehung des Stücks mit. In den Händen von Niklas Achauer (J1) lag wie gewohnt die Bühnentechnik.

[HBR]