Zu den Quellen – Seminarkurs besucht das Kehler Stadtarchiv

Der Seminarkus von Herrn Oelrich und Herrn Hillenbrand zum Leitthema „Die Welt von gestern und morgen – zwischen Erinnerung und Zukunftsvision“ ist vor den Osterferien noch tief in die Quellen der Stadtgeschichte eingetaucht. Auf einem Stockwerk in der historischen Großherzog-Friedrich-Kaserne hinter dem Bahnhof befindet sich seit seinem Umzug im Jahr 2011 das Stadtarchiv.

Die Leiterin von Archiv & Museum der Stadt Kehl, Ute Scherb, hatte für die Gruppe des „Einsteins“ beispielhaft recherchiert, was das Stadtarchiv zu zwei der Fragestellungen von Kursschülerinnen beitragen konnte. Zum einen ging es um die Frage, welche Erkenntnisse zu einem Umweltbewusstsein sich in der lokalen Geschichte verfolgen lassen. Frau Scherb nannte in diesem Zusammenhang das Beispiel der Zellulose-Fabrik „Trick Zellstoff“, die für die Kleinstadt und ihre Umgebung als größter Arbeitgeber einstmals prägende Bedeutung hatte. Die Umweltbelastungen von „Trick“ in Gestalt der Abwasserverunreinigung und des Geruchsbelästigung riefen bereits vor 100 Jahren schriftliche Beschwerden hervor, die allerdings nicht im Kehler Stadtarchiv, sondern in übergeordneten Archiven vorzufinden sind.

Als zweites Beispiel stand die erste Kehler Stadträtin Agnes Obenauer im Mittelpunkt, für die sich eine Kursschülerin im Rahmen ihrer Seminararbeit zum Thema „Frauenwahlrecht“ interessierte. Im Zuge ihrer Antworten konnte Frau Scherb dem Kurs profunde Einblicke in verschiedene Dokumente als auch in die generelle Arbeit des Archivs geben. Dazu zählen etwa komplexe Herausforderungen bei der sicheren und langfristigen Lagerung der Bestände, die z.B. vor Schimmel, Zerfall, Wasser- und Brandschäden geschützt werden müssen. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Warenlagern handelt es sich bei den Dokumenten im Archiv um Unikate, die bei einer Zerstörung unwiederbringlich verloren wären. Das konnte Frau Scherb auch anschaulich mit der Kehler Geschichte verbinden: Die vielfachen Zerstörungen und Evakuierungen der Stadt haben letztendlich dazu beigetragen, dass empfindliche Lücken im Kehler Stadtarchiv klaffen – dies erschwert die historische Forschung. Damit das Gedächtnis der Stadt nicht ausgelöscht wird, müssen also in der Gegenwart unermüdlich Anstrengungen zu einer nachhaltigen Überlieferung unternommen werden.

[HBR]