Studienfahrt nach Wien

Wenn man eines aus der Studienfahrt Wien mitnehmen muss, dann ist es die Zahl 1683, denn sie beantwortet in der österreichischen Hauptstadt alle wichtigen Fragen des Lebens: Wann endete die zweite Türkenbelagerung in Wien? 1683! Was ergibt 919 + 764? 1683! Wie groß ist Stefan in Metern? 1683! Und wie viele Ziegel sind eigentlich auf dem Dach des Stephansdoms? Richtig, 230 000.

Wer nun aber denkt, Wien sei die langweiligste aller angebotenen Studienfahrten, der irrt. So überbrückten wir unsere Wartezeit am Frankfurter Bahnhof mit einer Sportart, die spätestens in fünf Jahren olympisch sein wird: dem Koffer–Curling.

Im Nachtzug, unserer exotischen Anreisemöglichkeit, erwartete uns bereits die erste Überraschung: In großzügigen Abteilen für sechs Schüler mit gemütlichen Betten und inkludiertem Wellness–Service blieben keine Wünsche offen. Am nächsten Morgen erwartete uns sogar ein königliches Frühstücksbuffet, sofern man denn die Nacht überlebt hatte. Überschattet wurde diese durch die beinahe Kastration von S., der anonym bleiben möchte, durch einen umherfliegenden Koffer.

Auch die Jugendherberge Wombats am Naschmarkt, in der wir die Woche verbrachten, ließ keine Wünsche offen. Größter Pluspunkt unserer Unterkunft: freies W-LAN.

Begleitet wurde unsere Gruppe, zweifelsohne die beste aller vier, von Herrn Dilles und Herrn Würthle, die mit ihrer Kenntnis über die lebenswerteste Stadt der Welt (!) und ihre Persönlichkeiten stets Interessantes zu erzählen wussten. Nachdem uns noch vor dem Beziehen der Zimmer eine ausführliche Tour zu den wichtigsten Standpunkten Wiens durch unsere Dozenten geboten wurde, durfte eine berufliche Stadtführerin diesen Teil am Dienstag übernehmen. Mit unserem Wien–Experten, Herrn Dilles, lieferte sie sich ein ständiges Duell um Detail–Wissen, welches selbstverständlich der Einsteiner für sich entschied. Anschließend besuchten wir den Wiener Zentralfriedhof, der etwas größer ist als die meisten Friedhöfe in der Umgebung, nämlich so groß, dass er ein eigenes Verkehrsnetz besitzt. Auf ihm begraben sind Persönlichkeiten wie Beethoven, Schubert, Brahms, Udo Jürgens oder Falco. Abgerundet wurde der Tag vom Besuch des Schloss Schönbrunn und der genialen Aussicht aus seinem Schlossgarten.

Am darauffolgenden Tag stand der Besuch des Praters an, und somit auch eine Fahrt im sagenumwobenen Wiener Riesenrad. Tapfer und kühn stellten wir uns dem Wiener Wahrzeichen. Einzig der Schüler M., auch er möchte anonym bleiben, empfand Todesängste beim Betreten von der Gerät, woran auch Herr Dilles nichts zu ändern vermochte („Wusstest du eigentlich, dass dieses Teil nur an Seilen aufgehängt ist?“).

Noch am selben Abend verspürte ein Schüler den Drang, sich von einem Krankenwagen ins örtliche Krankenhaus einliefern zu lassen. Gesagt, getan. Die begleitenden Kollegen verpassten einzig eine unserer Augen unwürdige Inszenierung von Molières „Der eingebildete Kranke“.

Am Donnerstag stand ein Tagesausflug in die slowakische Hauptstadt Bratislava an, bei der die Stadt erkundet wurde. Am letzten Tag erwartete uns einzig der Besuch des Johann–Strauß–Denkmals im Wiener Stadtpark, der Rest des Tages konnte individuell gestaltet werden. Abgerundet wurde die Fahrt von abendlichen Vorführungen in Opern, Operetten, Theatern oder Musicals, die stets mitreißend gestaltet waren.

Hervorzuheben ist auch die exzellente kulinarische Verpflegung in (den meisten) Kaffeehäusern (Wiener Schnitzel!), wenngleich der der Studienfahrt beiwohnende renommierte Gourmet–Experte, Professor Dr. Dr. Tobias B. hierzu Einwände erhob. („Du ganz ehrlich, die Schnitzel vom Hans schmecke bessa.“)

Abschließend ist den begleitenden Lehrern Dilles und Würthle zu danken, die die Studienfahrt interessant und unterhaltsam gestalteten und uns so die Reise ermöglichten.

Wenn auch Du also mal vor der Wahl einer Studienfahrt stehen solltest, dann wisse, dass nur Wien all Deine Wünsche komplett erfüllen wird. (Zitat Herr Dilles: „Natürlich sind die anderen zufrieden mit ihrer Studienfahrt, die wissen ja nicht, wie gut es erst in Wien war.“)

Bericht. Niklas Lehmann

Wien