Diese großen Zahlen bekamen wir, der vierstündige Chemiekurs, bei unserem Ausflug nach Ludwigshafen, vor Augen. Unser Ziel: Die BASF (Badische Anilin- und Sodafabrik). Sie ist das größte zusammenhängende Chemieareal der Welt und so haben wir es uns nicht nehmen lassen, als Chemieelite des Einstein-Gymnasiums, ihr einen Besuch abzustatten. Da unser Kurs nur aus neun Schülern besteht, war auch ein Mitglied des zweistündigen Chemiekurses mit von der Partie (Laura, du hast dich unserem Kurs standgehalten. Herzlichen Glückwunsch!). Und auch eine Freundin der Sonne, die Chemie abgewählt hatte (Ach Mélanie, wie konntest du nur?), konnte es sich nicht entgehen lassen uns zu begleiten.
Alles begann, vier Tage nach Herr Schmidts Geburtstag, am frühen Morgen am Bahnhof in Kehl bzw. (für die Dorfkinder) in Kork. Mit unseren Young Tickets (Insider: Yang) waren wir, nach dreimaligem Umsteigen ("Sind wir überhaupt im richtigen Wagen?"), trotzdem pünktlich im Besucherzentrum der BASF. Das haben wir unter anderem Herr Schmidt zu verdanken, der direkt nach grünwerdender Ampel zur nächsten Straßenseite gesprintet ist und uns mit dieser Aktion fast abgehängt hatte. Durch die mehr als fünf Etagen des Besucherzentrums wurden wir von einer Chemikerin geführt, die uns das Facettenreichtum der BASF näherbrachte. Prägend war früher unter anderem die Produktion von Anilin (C6H5NH2).Für die Nicht-Chemiker unter den Lesern: Anilin ist eine schwach gelbliche Flüssigkeit, die als Ausgangsstoff für die Synthese von Farben und Kunstfasern verwendet wird. Ein Beispiel wäre hier der Farbstoff Indigoblau, der auch heute noch zum Färben von Jeans benutzt wird. Ebenfalls bekannt für die BASF ist die Ammoniaksynthese (Haber-Bosch-Verfahren), die vom Karlsruher Professor Fritz Haber und dem BASF-Chemiker Carl Bosch entwickelt wurde. Heutzutage werden in der BASF verschiedenste Chemikalien, unter anderem auch viele Kunststoffe hergestellt. Ein BASF-Kunststoff wurde uns anschließend näher erklärt: Styrodur®. Er wird als Dämmstoff, zum Beispiel bei Häusern benutzt. Chemisch gesehen ist es extrudiertes Polystyrol. Bei der Herstellung wird das Polystyrol unter Zusatz eines Treibmittels (CO2) in einem Extruder aufgeschäumt. Das sorgt im Schaumstoff für hohe Belastbarkeit und Unempfindlichkeit gegen Feuchtigkeit.
Nach dieser Einführung begann nun endlich die Werksführung: Ausgestattet mit einer blauen Jacke, gelben Helmen und Schutzbrillen (safety first, siehe Bilder unten). Da das Werksgelände wie ein eigener Stadtteil von Ludwigshafen aufgebaut ist, stiegen wir in einen Bus, der uns, vorbei an meterlangen Rohren, einmal über das gesamte Areal fuhr. Auffällig waren hierbei die chemischen Straßennamen, so fuhren wir zum Beispiel in der Benzolstraße (Insider: Die Wahrheit liegt dazwischen) oder Isobutylstraße. Angekommen in der Styrodurfabrik konnten wir die Verarbeitung des Kunststoffes mit eigenen Augen betrachten, erwähnenswert hier das "Fliegermesser”, das die Schaumstoffplatte in gleich große Teile schneidet.
Nach der
Rückfahrt ins Besucherzentrum traten wir auch schon wieder unseren Weg zurück
in die Heimat an. Nicht so hilfreich waren hier Herr Schmidts Kompass Apps, die
uns nicht mal 800 Meter geradeaus zum Bahnhof führen konnten. Aushilfe konnte
hier nur Google Maps einer Schülerin verschaffen (Herr Schmidt: "Ich
vertraue dir jetzt einfach mal."). Obwohl wir überpünktlich am Bahnhof
antrafen, hätten wir Herr Schmidt fast an einer vorbeifahrenden S-Bahn
verloren, der mal wieder hastig über die Straße geeilt war. Dabei war Herr
Schmidts Anwesenheit aber wichtig für den Unterhaltungswert unserer Rückfahrt,
der durch die Benutzung verschiedenster Apps erhöht wurde (Insider: “No
Connection App”). Auch die Bilder seiner Katze, die gerne auf dem Regal namens
“Physik 9” liegt, haben die Stimmung im Zug nach Kehl aufgeheitert. Unsere
chemische Bildung durfte natürlich nicht zu kurz kommen, da wir zu dieser Zeit
eigentlich Chemie Unterricht gehabt hätten. Und so vertrieb sich eine Schülerin
erfolgreich die Zeit mit Herr Schmidts H2O App, bei der man
Halbstrukturformeln zu gegebenen Namen heraussuchen musste (Annika: “Die Salze
der chlorigen Säure heißen Chlorite, oder?”). Dies wurde durch Herr Schmidts
Wissen unterstützt, auch wenn es durch Netzschwierigkeiten im Zug ("Nur E
hier!") unterbrochen wurde. Und so kamen wir nach einem langem, aber
amüsantem und lehrreichem Tag am späten Nachmittag wieder in Kehl an.Wir bedanken uns ganz herzlich bei
unserem Chemielehrer Herr Schmidt, der nicht nur alles organisiert hatte,
sondern auch (wie immer) die Abizeitungszitate aufgebessert hatte ("Später
können wir ein paar saubere Schutzbrillen für den Unterricht mitgehen
lassen.").
- Der vierstündige Chemiekurs der J2
Bericht von Tamara Krummenacker (Pikachu) und Annika Erhardt (aka Herr Schmidts Assistentin) / Fotos von Herr Schmidt