„The Empty Chair“ – Leben mit dem außerirdischen Stiefvater -
Englischsprachiges Tourneetheater „White Horse Theatre“ zu Gast am „Einstein“

Diesen Donnerstag zog ein besonderes Schauspiel die Schülerinnen und Schüler der sechsten bis zehnten Klassen des Einstein-Gymnasiums in den Bann: Die vierköpfige Truppe des „White Horse Theatre“ zeigte eindrucksvoll mit zwei Stücken, „The Empty Chair“ und „Two Gentlemen“, weshalb das professionelle Tourneetheater über die Jahre Hundertausende Zuschauer in Deutschland und Europa gefunden hat. In der Aula des Schulzentrums sahen zunächst die jüngeren Klassenstufen eine regenfarbenbunte Bühne, auf der ein Platz nicht besetzt war.

Im Zentrums des Stücks „The Empty Chair“ steht die junge Robbie, die mit ihrer Mutter (Mrs Rumple) den Alltag alleine bestreiten muss. Ein Alltag, der sich in erster Linie in hektischen Abläufen wiederholt und den Robby als eintönig wahrnimmt. Die Trennung der Eltern zeigt das Stück zu Beginn nicht, aber den leeren Stuhl. Robbies Schmerz über den abwesenden Vater fängt dabei ihr magischer Freund etwas auf, der mit seinen herrlich verspielt-albernen Gesten für viel Heiterkeit sorgt. Zugleich zeugt er von Robbies fantasievoller Auseinandersetzung mit der schwierigen Situation. Diese wendet sich plötzlich, als Robbie eines Nachts ein Raumschiff in ihrem Garten entdeckt. Mrs Rumple hat für diese Beobachtung jedoch kein Verständnis („There was a storm last night. And the wind has ruined my roses…“) , bald jedoch glaubt Robbie ihre Mutter vor einem außerirdischen Monster warnen zu müssen. Und tatsächlich steht bald darauf ein Mann in grünem Anzug vor der Haustür: der höfliche, geduldige Jared.

Für Robbie ist Jared höchst verdächtig und entsprechend behandelt sie den Eindringling wie einen Außerirdischen („There’s a third person here …“), betont Jared doch auch selbst, dass er von weit, weit entfernt kommt („A very long way away…“). Außerdem kennt er keinen Tomatenketchup, keinen Senf, keine Orangen, kann dafür jedoch auf zauberhafte Weise kochen, was Robbie gefällt. Im weiteren Verlauf des Stücks ringt Robbie daher mit ihrer Haltung zu Jared, den ihre Mutter offensichtlich liebt. Darf Jared den Stuhl des Vaters einnehmen? Darüber entscheidet die gemeinsame Zeit mit Jared, eine turbulente Ausflugsfahrt zum Strand, bei der das Auto über der Erde abhebt, und schließlich Robbies Beobachtung, dass Jared sich (vor Außerirdischen) zu ihrer Familie bekennt. 

„The Empty Chair“ behandelte so die belastende Trennung der Eltern mit einer poetischen Bildersprache, in der die Sichtweise des Kindes und die Beziehung zum Stiefvater besonders zugänglich wurde. Die Aufführung überzeugte nicht zuletzt auch mit ihrem Ideenreichtum und den Requisiten, band manche Schüler sogar interaktiv ins Stück ein und weckte mit dem hochklassig spielenden Darstellerensemble die Lust an der englischen Sprache. Es wunderte daher nicht, dass bei der Theateraufführung in der Aula kein Platz leer blieb – auch nicht der in Robbies Familie.

[HBR]