„Hass zersetzt die eigene Seele“: Palästinensische Friedenaktivistin Sumaya Farhat-Naser besucht das „Einstein“

Die palästinensische Friedensaktivistin und Schriftstellerin Sumaya Farhat-Naser war auf Einladung der Leitbild-AG zu Gast am Einstein-Gymnasium. Vor rund 50 Schülerinnen und Schülern der Oberstufe hielt sie einen beeindruckenden Vortrag über ihre unermüdliche Arbeit als Vermittlerin für einen Frieden im Nahost-Konflikt.

„Palästina heißt mein Land“, bekundete Sumaya Farhat-Naser gleich zu Beginn ihres Vortrags. Dass sie sich trotzdem sehr verbunden mit Deutschland fühlt, hat sicher auch biographische Gründe: Sumaya Farhat-Naser wurde im Westjordanland in Bir Zait geboren, wuchs dann in einer von Diakonissen geleiteten deutschen Internatsschule bei Bethlehem auf. Später studierte sie in Hamburg Biologie, Geografie und Erziehungswissenschaften und war viele Jahre lang Dozentin an der Universität ihrer Geburtsstadt.

„Sumaya“, das bedeutet ‚kleiner Himmel‘ oder ‚Himmelchen‘. Kein unpassender Name für die palästinensische Christin, die trotz der jahrzehntelangen Gewaltspirale im Nahost-Konflikt den Glauben an eine friedliche Lösung nicht verloren hat: „Wir müssen die Würde des anderen als Haltung in unserem Leben bewahren.“ Für Sumaya Farhat-Naser ist der Respekt des Glaubens die Grundlage für einen Frieden. Dieser kann, da ist sie sich sicher, nur durch Begegnung und Austausch entstehen. Schon Ende der 90er Jahre engagierte sich Sumaya Farhat-Naser deshalb für Treffen von israelischen und palästinensischen Frauen und leitete für wenige Jahre ein Frauenzentrum in Ost-Jerusalem. Dort hatten israelische und palästinensische Frauen die Möglichkeit, sich in Kursen auszutauschen, zu lernen, wie man miteinander spricht und sich in die Augen sieht: „Man muss erkennen: Der andere ist wie ich.“ Für Sumaya Farhat-Naser entsteht Frieden, wenn beide Seiten zu gemeinsamen Definitionen kommen können, wenn beide Seiten z.B. die gleiche Definition von „Terrorist“ und „Widerstandskämpfer“ haben.

In ihrem bebilderten Vortrag sprach Sumaya Farhat-Naser auch über die schwierige Lebenssituation der Palästinenser im von Israel besetzten Westjordanland. Sie ging beispielsweise auf das problematische Verhalten der israelischen Militärbehörde bei der Genehmigung von Schulen ein, auf das durch israelische Siedlungen zerklüftete Straßennetz, das das Fortkommen erschwert und Enklaven entstehen lässt, sowie auf fliegende Checkpoints für palästinensische Arbeiter in Israel, an denen häufig eine gewaltvolle Atmosphäre entstehen kann. Dieser könne nur mit gewaltfreier Kommunikation begegnet werden: „Nur mit unserer Menschlichkeit können wir die Menschlichkeit der anderen erwecken.“

Sumaya Farhat-Naser setzt sich daher auch in mehreren Schulen für die Prinzipien der Gewaltfreiheit ein und trainiert mit jungen Palästinensern im Rahmen einer Friedenspädagogik und Friedenserziehung. Antwort auf Provokation dürfe nicht Gewalt sein: „Hass zersetzt die eigene Seele“, gab Sumaya Farhat-Naser zu bedenken: „Wir brauchen eine Ideologie, die alle einschließt und nicht ausschließt.“ Teil ihrer Arbeit ist auch ihr Engagement für die Rechte von Frauen in ihrer Heimat. So engagiert sie sich im Kampf gegen Zwangsheiraten im Kindesalter und gegen Ehrenmorde. Und Sumaya Farhat-Naser unterstützt die Kultivierung und Erschließung von Land, um es zu bepflanzen, um Ruinen zu renovieren und etwa alte Olivenpressen wieder in Gang zu bringen.

Den Schülerinnen und Schülern gab sie einen eindringlichen Rat mit im Umgang mit Provokationen und negativen Gefühlen: „Ihr müsst den Diamanten in euch zum Glänzen bringen.“ Und: „Vergeben ist der wichtigste Teil meines Charakters.“

[HBR]