„Fenster in die Vergangenheit“ – Zeitzeugen-AG holt historische Ansichtskarten in die Gegenwart

Besonders reich an historischen Gebäuden und Häuserzeilen ist Kehl nicht. Zu oft wurde die Stadt am Rhein im Lauf von Jahrhunderten in Kriegen und Kämpfen zerstört. Artillerie-Beschuss, Bomben und Brände ließen viele Häuser und ganze Straßenzüge Kehls verschwinden und in der Folge neu entstehen. Aber auch in Friedenszeiten musste viel historische Bausubstanz modernen Bau- und Infrastrukturprojekten weichen. Die Debatte um den geplanten Abriss des „gelben Hauses“ an der Hauptstraße für einen neuen Verwaltungsbau ist nur ein Beispiel für eine Entwicklung, die viele Einwohner:innen kritisch sehen. Schließlich befürchten sie einen unwiederbringlichen Verlust der Identität der Stadt und sehen den Vorgang als Zeichen für ein mangelndes Geschichtsbewusstsein.

Wenn sich das Bild Kehls auch im Lauf des letzten Jahrhunderts stark verändert hat, wird die Vergangenheit nicht zuletzt durch historische Ansichtskarten bewahrt. Von diesen herrscht kein Mangel, existieren doch hunderte verschiedene Motive Kehls. Die Grenzlage, die Existenz einer Garnison und der florierende Tourismus haben sicherlich dazu beigetragen, dass es noch heute eine Flut von alten Postkarten gibt, die damals aus der Rheinstadt verschickt wurden. Sie zeigen zum Beispiel Gasthäuser, Amtsgebäude und Kirchen, Straßenzeilen in Stadt und Dorf, die Kehler Brücken und den Bahnhof, Schulen und zentrale Plätze.

Die Zeitzeugen-AG hat sich auf die Suche nach diesen historischen Ansichten von Kehl gemacht und setzt sie wieder auf unterschiedliche Weise in Fotomontagen in Szene. Dabei kooperiert die AG mit dem Kehler Stadtarchiv. Dessen umfangreicher Bestand an historischen Ansichtskarten wurde in einem Projekt erst vor kurzer Zeit hochwertig gescannt. Aus den Vorlagen, die Archivleiterin Dr. Ute Scherb den Schülerinnen zur Verfügung gestellt hat, konnten die AG wiederum Motive auswählen und selbst in Postkartengröße drucken, um an Ort und Stelle der Vergangenheit nachzuspüren. Unterstützt wird die AG dabei auch von Lehrer Georg Pelzer, der mit seiner Foto-Ausrüstung und Expertise den AG-Mitgliedern zur Seite steht. Die Ergebnisse sollen schließlich in eine kleine „Stadtbilder“-Ausstellung fließen, die in der Schule mit begleitenden Texten und O-Tönen von Zeitzeugen gezeigt werden soll.

[HBR]