„Fenster in Kehls Vergangenheit“ –
Foto-Poster-Ausstellung im „Einstein“ dreht die Uhr zurück in die Zeit der Weimarer Republik in Kehl

Wie sah Kehl vor 100 Jahren aus im Vergleich zu heute? Eine Antwort darauf geben alte Ansichtskarten von Kehl, von denen hunderte Motive existieren (allein das Kehler Stadtarchiv hat etwa 2600 Postkarten in seinem mittlerweile digitalisierten Bestand). Eine Projektgruppe von „Einstein“-Schülerinnen hat Ende der 9. Klasse in der Zeitzeugen-AG ein Projekt gestartet, dass jetzt in eine Poster-Ausstellung gemündet ist: „Fenster in die Vergangenheit“ heißt die Ausstellung und zeigt das historische Kehl, wie es vor allem in der Weimarer Republik ausgesehen hat. Für ihr Unterfangen haben die Projektteilnehmerinnen alte Ansichtskarten von Kehl an ihrem ursprünglichen Ort fotografiert. Dabei haben die Schülerinnen die historischen Postkarten so ins Bild gehalten, dass sie mit der Gegenwart unmittelbar ineinander übergehen. Die Aufnahmen zeigen längst verschwundene Orte wie das alte Rheinbad oder das Elektrizitätswerk am Hafenbecken, aber auch Ansichten, die scheinbar in der Zeit stehen geblieben sind. Auf allen Bildern treten Gegenwart und Vergangenheit in ein besonderes Wechselspiel.

Auf großformatigen Postern wurden die Ergebnisse schließlich am vergangenen Donnerstagabend präsentiert. Zum Auftakt der Veranstaltung im ETM, das vollbesetzt war, begrüßte Schulleiter Dominikus Spinner die zahlreichen Gäste, darunter auch OB Wolfram Britz. Musikalisch würdig umrahmt wurde die Veranstaltung vom Blechbläser-Ensemble (Brigitte Klein, Rebekka Doll, Cornelis Rieger, Henry Schütterle). In zwei Rede-Beiträgen schilderten zunächst Projektleiter Uli Hillenbrand die Entstehung und Idee zu dem Foto-Projekt (angefangen mit einem SPIEGEL-Artikel über den Blog „Dear Photograph“) und die Oberstufenschülerinnen Simone Ziegler und Ellinor Felker ihre Erfahrungen bei der Entstehung der Aufnahmen. Diese hatten die Schülerinnen auch an Orte geführt, die für die Öffentlichkeit sonst nur schwer zugänglich sind, wie die Türme von Sankt Johannes Nepomuk oder das Firmengelände von Herrenknecht im Kehler Hafen.

Im Anschluss lud die Projektgruppe zum Besuch der Ausstellung im Musikatrium ein, wo rund 40 Motive an 10 Stellwänden auf die Besucher*innen warteten. An kleinen Tischstationen rundherum gab es zudem eine Fotomontage zum Making-of, konnte man ein Postkarten-Memory spielen, Original-Postkarten betrachten als auch die „übersetzten“ Schriften auf vier Ansichtskarten mit den Originalen vergleichen. Die Bewirtung der Besucher*innen übernahmen zahlreiche Schüler*innen der J1.

Die Projektgruppe kooperiert dabei mit dem Kehler Stadtarchiv und wurde von dem Verein „Weimarer Republik e.V.“ im Rahmen des Förderprogramms „22x1000“ mit Mitteln des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz unterstützt. Seit 2013 kümmert sich der „Weimarer Republik e.V.“ um die Pflege der Erinnerungskultur für die erste deutsche Demokratie. Dabei liefert die Geschichte Kehls als französischer Brückenkopf in der Weimarer Republik besondere Einblicke, wie auch manche Postkarten-Motive zeigten – etwa die französischen Soldaten an der Brückenauffahrt und der gallische Hahn auf dem deutschen Brückenportal einer alten Ansichtskarte.

Die Poster-Ausstellung ist in der laufenden Woche noch im Musikatrium zu sehen. Von August bis Oktober wird eine gerahmte Auswahl der Motive in der Kehler Mediathek ausgestellt sein. Weitere Ausstellungsorte sind in Planung.

Projektteilnehmer*innen: Simone Ziegler, Ellinor Felker, Maja Sansa, Lara Weber, Pauline Kelly, Mia Hauß, Emilie Buchert, Lucca M. Schweiger, Uli Hillenbrand, Georg Pelzer