Wie man Vorurteile besiegen kann – Kinderbuchautorin Uticha Marmon liest im „Einstein“

„Karly, Rocky und der große Schmutzky-Plan“ – auf diese Geschichte warteten rund 50 Fünftklässlerinnen und Fünftklässler am vergangenen Freitag gespannt. Und auf die Autorin hinter dem Buch, die ans Einstein-Gymnasium gekommen war. Uticha Marmon ist Dramaturgin, Lektorin, produziert und schreibt Dreh- und Hörbücher. Bekannt geworden ist sie aber vor allem als Autorin von Kinderbüchern. Für ihr neustes Werk erhielt sie in Hamburg im letzten Jahr den Kirsten-Boie-Preis für Kinderliteratur. Ihre Geschichten sind in der Realität zuhause. Mit dem Buch „Mein Freund Salim“ etwa behandelte sie am Beispiel eines syrischen Jungen Themen wie Flucht und Angst, mit dem Roman „Das stumme Haus“ griff sie die Geschichte der Corona-Pandemie aus kindlicher Perspektive auf. Eine Corona-Infektion verhinderte auch ihre ursprünglich geplante Lesung im Oktober in der Kehler Mediathek. Umso glücklicher waren Arne Bleckmann, stellvertretender Schulleiter am „Einstein“, und Mediathek-Leiterin Fabiane Luz, dass die Veranstaltung in der Schulbibliothek des Gymnasiums nun im zweiten Anlauf gelang.

Uticha Marmon zog dabei mit ihrer Lesung die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer schnell in ihren Bann. Die Hauptprotagonisten von „Karly, Rocky und der große Schmutzky-Plan“ fallen bereits im Titel: Die für ihr Alter riesig gewachsene Karly muss manchen Spott wegen ihrer Körpergröße ertragen. Gerät sie ins Straucheln, heißt es schonmal: „Hilfe, der Leuchtturm kippt! Schon wieder!“. Nicht zuletzt der Sitzenbleiber Rocky findet, dass seine neue Mitschülerin eine gute Zielscheibe für seine Sprüche ist. Dieser nach außen betont lässig-coole Typ hat aber auch ganz andere Seiten, die seinem Bild gar nicht entsprechen und manches Vorurteil auf den Kopf stellen.

In der Vorstellung der Schülerinnen und Schüler entfaltete sich so rasch eine Geschichte, die eine Verfolgungsjagd, einen Wasserturm und eine Spaghetti-Eis-Attacke beinhaltete. Uticha Marmon verstand es während ihrer Lesung, den Protagonisten unterschiedliche Stimmen zu verleihen, und sorgte für manche Lacher im Publikum mit der humorvoll erzählten Handlung. Zwischen ihren Leseproben stellte sie den Schülerinnen und Schülern auch immer kleine Zwischenfragen, bei denen diese Vermutungen anstellten über den Fortgang der Geschichte und die Hintergründe mysteriöser Figuren.

Nach ihrer Lesung waren dann umgekehrt die „Einsteiner“ am Zug und löcherten die Autorin mit eigenen Fragen: Wie lange braucht man für ein Buch? Auf welches Buch sind Sie am meisten stolz? Wie viele Bücher haben Sie geschrieben? Was war ihr größter Erfolg?

Alle Fragen beantwortete Uticha Marmon locker und ungezwungen, sprach auch über ihre eigenen Vorbilder als Autorin und nannte insbesondere zwei Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur als besondere Inspiration: Michael Endes „Momo“ und Otfried Preußlers „Krabat“. Zudem lernten die Schülerinnen und Schüler nicht nur den Weg eines Buchs von einer Idee bis zur Auslieferung in die Buchhandlung kennen. Sie erfuhren auch von den ersten Schritten hin zum Schriftstellerdasein. Das kann wie im Fall von Uticha Marmon mit kleinen Erzählkarten in der Kindheit beginnen. Ungläubigkeit herrschte dagegen ganz am Schluss der Lesung, als die Autorin bekannte, den ersten Band von Harry Potter nur bis zur Hälfte gelesen zu haben – die Geschichten des Zauberlehrlings und seine Fans nahm sie dennoch in Schutz, schließlich benötige auch sie beim Erzählen natürlich eine gehörige Portion Fantasie und der Lesegeschmack ist nun mal verschieden.

[HBR]