Friedensbotschaften mit Graffiti - Einsteiner*innen wirkten am Volkstrauertag mit

Am vergangenen Sonntag fand auf der Kriegsgräberstätte nahe der Fachhochschule der alljährliche Volkstrauertag statt. An diesem Tag wird in Deutschland der Opfer vergangener und gegenwärtiger Kriege gedacht. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dieses traditionelle Gedenken an die Gefallenen der Weltkriege vor zwei Jahren erweitert, weswegen der Text des offiziellen Totengedenkens nun auch alle Menschen einschließt, die in Deutschland, wie in jüngster Zeit, Opfer von Hass und Gewalt geworden sind: „Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus“ lautet eine der Zeilen, die Bürgermeister Thomas Wuttke auf dem großen Friedhof verlas, der etwas abseits der Kehler Innenstadt liegt. Über 2000 Menschen – Opfer des Zweiten Weltkriegs liegen hier seit 1958 begraben – überwiegend Soldaten, aber auch Kehler Zivilisten, die starben, als im September 1944 Bomben auf die Stadt fielen.

Vor einem Jahr hatten Einstein-Schüler*innen sich bereits eingebracht bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag. Damals hatten sie in einer Präsentation den Ort des Gedenkens selbst und seinen Architekten in den Mittelpunkt gerückt. Denn gestaltet hat die Kriegsgräberstätte mit ihrem „Ehrenmal“ Robert Tischler – der bereits im „Dritten Reich“ riesige Soldatenfriedhöfe als monumentale Totenburgen angelegt hat. Die Ästhetik der NS-Zeit, eine burgähnliche, monumental gedachte Anlage hat Tischler auch als eines seiner letzten Werke in Kehl umgesetzt. Dass dieser Platz Veränderung und Kontext braucht, um noch heute ein angemessener Ort für ein würdiges Gedenken sein zu können, wurde damals sehr deutlich. Die Schüler*innen hatten in ihrer Präsentation Vorschläge gemacht, wie sie den Friedhof verändern würden. Einer dieser Vorschläge lautete: „Es sollte hier Kunstwerke geben, gegen Hass und Gewalt.“

Genau diese Idee haben nun Einsteiner*innen gemeinsam mit dem Offenburger Graffiti-Künstler Raphael Lieser umgesetzt. Nach dem Schulunterricht und in den Herbstferien haben sie auf 2,50 Meter mal 1,50 Meter große Wände eigene Friedensbotschaften gesprüht. Als Arbeitsstätten dienten dabei die Fahrradschuppen an den Grenzen des Schulgeländes und das unmittelbare Außengelände. Mit unterschiedlichen Techniken, Spraydosen, Pinseln und Schablonen setzte die Projektgruppe aus Schüler*innen der 9. Klasse bis zur Jahrgangsstufe 1 ausgehend von eigenen Skizzen ihre Entwürfe zielstrebig um.

Ihre Werke leuchteten den Besucher*innen am Volkstrauertag schon von weitem entgegen und bildeten einen farbigen Kontrast zu der grauen Anlage. Zu Beginn der Veranstaltung erinnerte Bürgermeister Thomas Wuttke in seiner Ansprache dabei an die Kriege der Gegenwart, auch an das ins Abseits der Öffentlichkeit gerückte Leid der Menschen in Syrien. Im Anschluss sprach Anna Kukharuk in sehr berührender Weise über ihr eigenes Schicksal. Zu Kriegsbeginn musste sie aus der Ukraine mit ihrer Familie flüchten – ihr Mann blieb in der Ukraine zurück. „Meine Stadt brennt“, hielt Anna Kukharuk fest und schilderte ihre Ängste und Hoffnungen auf Rückkehr und eine Zukunft ohne Krieg mit ihrer wiedervereinten Familie. Die Einstein-Schüler*innen präsentierten im Anschluss nach einer Überleitung von Thomas Wuttke schließlich ihre Friedensbotschaften auf den Graffiti-Wänden. Kräftige Farben und Botschaften gingen von diesen aus. Musikalisch umrahmt wurde das Gedenken von Gunnar Sommer und Jean-Michel Eschbach.

Beteiligt an dem Graffiti-Projekt waren vom „Einstein“:

Mattéo Charreyron (Klasse 7), Malak Bouzidi, Simona Marzotico, Elisa Fröhlich, Jula Bierhalter, Thomas Bringolf, Jean Bazia (9. Klasse), Violetta Bitto, Muriel Gourio (10. Klasse), Lara Kulić, Claire Eschemann (Jahrgangsstufe 1) und Philip Fahrer (Jahrgangsstufe 2)

[HBR]

Die Vorbereitungen

Gedenkfeier am vergangenen Sonntag

Fotos der Gedenkfeier: Stadt Kehl