Gemäß dem Ausspruch eines britischen Premiers, dass Traditionen ein Sprungbrett, aber kein Ruhekissen sein sollen, war das Ziel der diesjährigen Stufenfahrt des Einstein-Gymnasiums zum ersten Mal seit langer Zeit Kent. Der beliebte „Educational Stay“ der 8. Klassen führte somit in die ehemalige Grafschaft im Südosten Englands und nicht in den Norden nach York, was allerdings auch eine kürzere Überfahrt mit der Fähre von Dünkirchen bedeutete. In Dover angekommen, begrüßte die Silhouette der Kreidefelsen die Achtklässler*innen und nach einstündiger Weiterfahrt mit dem Bus war das erste Ziel, die Kleinstadt Cranbook, erreicht. Dort wurden die Schüler*innen von ihren Gastfamilien abgeholt und in den folgenden Tagen für Tagesausflüge morgens abgeliefert. Dazwischen konnten die Einsteiner*innen in den Familien ihre Sprachkenntnisse testen, von ihren Ausflügen und ihrer Heimat berichten und die englische Küche der Gastgeber*innen genießen (laut Berichten vor allem Pizza, Nudeln, Pommes, Ofenkartoffeln, Hotdogs und Sandwiches).
Der erste Morgen in England brachte die Schüler*innen nach Canterbury, das manche Gemeinsamkeit mit York aufwies: Wenn auch nicht ganz so riesig, konnte man sich auch hier an einer beeindruckenden Kathedrale orientieren, den mittelalterlichen Stadtkern und markante Gassen wie die „Butchery Lane“ durchschreiten oder das erhaltene Stadttor „Westgate“ betrachten (das größte seiner Art, das erhalten geblieben ist in England). Wie in York begleiteten Stadtführer*innen die einzelnen Schülergruppen zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten und durch die Stadtgeschichte. Dabei stellten sie besonders die religiöse Bedeutung Canterburys für Wallfahrer*innen heraus. Literarisch fand dies Niederschlag in den berühmten „Canterbury Tales“ von Geoffrey Chaucer, dessen Statue ebenfalls angesteuert wurde. Auch wurde die Persönlichkeit von Thomas Beckett beleuchtet, dem Erzbischof von Canterbury, dessen Ermordung in der Kathedrale in ausführlichsten Details von manchem Stadtführer dargeboten wurde. Noch am Nachmittag, der englische Sommer sorgte zwischenzeitlich für eiskalten Wind und Regenschauer, suchten die Schüler*innen das Wasserschloss „Leeds Castle“ auf (das nichts mit der weit entfernten Stadt Leeds gemeinsam hat). Das ehrwürdige Anwesen, einst Sitz für mittelalterliche Könige, und der umgebende Schlosspark wurden besichtigt. Dazu gehörte im Anschluss auch der Besuch eines Vogelparks, der verschiedene Greifvögel und Eulenarten beheimatete. Schließlich, nach der „Meet the Owls Session“, konnten die Schüler*innen noch durch ein Labyrinth irren oder sich auf dem Abenteuerspielplatz vergnügen.
Eine klassische „Sidequest“ verfolgten auf der Rückfahrt noch die beiden Busfahrer, die die Breite einer englischen Landstraße testeten, um den Verkehr auf der Hauptstraße zu umfahren.
Auf dem Programm des nächsten Tages stand dann kein anderer Punkt als die Hauptstadt London. Hier waren vor allem Qualitäten wie Ausdauer und Disziplin gefragt: Nach dem Gang durch den Greenwich Park, der Überquerung des Nullmeridians und der Unterquerung der Themse galt es für die rund 80 Schüler*innen und sechs begleitende Lehrkräfte, sich nicht in der Londoner U-Bahn aus den Augen zu verlieren. Dies gelang und so stand einem Fußmarsch auf der Suche nach den Royals nichts mehr entgegen. Der Spaziergang vorbei am Buckingham Palace, Westminster Abbey, Big Ben und dem Riesenrad „London Eye“ endete im Bezirk Covent Garden bei der ehemaligen Markthalle, wo bereits Straßenkünstler*innen ihr Publikum unterhielten.
Im malerischen Brighton konnten die Einsteiner*innen am folgenden Tag Meeresluft schnuppern, der Strandpromenade folgen und den Freizeitpark auf dem „Brighton Palace Pier“ aufsuchen. Am Nachmittag stattete die Gruppe dem im Stil eines indischen Mogulpalastes errichteten „Royal Pavilion“ einen Besuch ab und erkundete den „North Laine Bazaar“, bevor der Weg zum letzten Mal nach Cranbook (in aufgelöster Stimmung dank der musikalischen Unterstützung der Busfahrer) zurückging. Mittelalter und Gegenwart verbanden sich am letzten Tag miteinander, als die Schüler*innen Dover Castle erkundeten: Das Leben auf einer mittelalterlichen Burg war hier ebenso präsent wie die „Luftschlacht um England“, auf die historische Geschütze und geheime Weltkriegstunnel hinwiesen (in die auch ungewollt abgebogen wurde).
Der fortgeschrittenen Zeit und dem kühlen Wetter war es vor allem geschuldet, dass die drohende Küstenwanderung dagegen in etwas Freizeit in Dover eingetauscht wurde. Die Schüler*innen nahmen dies klaglos hin und so konnte auch nach dem rechtzeitigen Einchecken auf der Fähre der Weg wieder nach Deutschland eingeschlagen werden. Dort erwarteten die Eltern der Achtklässler*innen bereits an der Vogesenallee ihre Kinder zurück, die eine Woche England pur erlebt hatten. Um die umfangreiche Organisation des Austauschs kümmerten sich die „Einstein“-Lehrkräfte Patricia Knoll und Julian Wussler.
(Hbr)