Die Zeitzeugen-AG hat vor den Ferien die ehemalige Synagoge in Kippenheim besucht. Sie zeugt von der einstigen jüdischen Gemeinde, die über 250 Jahre in Kippenheim beheimatet war. Seit vielen Jahren sorgt der Förderverein „Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V.“ dafür, dass der Ort eine Stätte der Begegnung bleibt und das Gedenken an das jüdische Leben nicht erlischt. Jürgen Stude, der 1. Vorsitzende des Fördervereins, führte die Gruppe der „Einstein“-Schüler*innen zunächst zum sogenannten „Judengässle“, wo sich abseits der Durchgangsstraße die jüdische Gemeinde angesiedelt hatte. Im 18. Jahrhundert galt dabei noch die Anordnung, dass „kein Jude beim Christen in einem Haus, viel weniger nahe einer katholischen Kirche oder an einer Hauptstraße wohnen“ dürfe. Jüdisches Leben entwickelte sich deshalb zunächst abseits der Dorfmitte. Hier befanden sich auch die Standorte der ersten beiden Synagogen, die von außen noch unscheinbar waren und heute nicht mehr existieren. Jürgen Stude zeigte der AG weitere Spuren jüdischen Lebens, die sich bis heute erhalten haben, wie eine hebräische Inschrift in dem Torbogen eines Wohnhauses und eine für die Mesusa vorgesehene Vertiefung im Stein. Dann ging der Weg zurück zur dritten Synagoge, die nach ihrer Restaurierung Ende der 1980er Jahre wieder ihr ursprüngliches Aussehen erhalten hat. Sie verweist mit ihrer Entstehungszeit (1850-52) auf die einsetzende Emanzipation der Juden und das neue Selbstbewusstsein einer Gemeinde, die nun ins dörfliche Zentrum einen repräsentativen Bau setzt. Noch heute zeigt auch die Inschrift an einem benachbarten Gebäude, dass das Land Baden ein Vorreiter bei der rechtlichen Gleichstellung der Juden war: Zum Dank kehrte man damals nicht nur in Kippenheim in ein jüdisches Gasthaus mit dem Namen „Badischer Hof“ ein. Nach ausführlicher Begutachtung der Architektur der ehemaligen Synagoge ging die Führung in der Vorhalle und im Innenraum weiter. Jürgen Stude skizzierte hier anhand von Bilddokumenten und der noch sichtbaren Elemente des Betsaals das religiöse Leben als auch die Zerstörung der Synagoge bei dem Novemberpogrom 1938. Die AG-Mitglieder hatten danach noch abschließend die Möglichkeit, die an den Wänden gezeigte Sonderausstellung „… von der Bevölkerung kaum wahrgenommen“ – Fotografien zur Deportation der badischen Jüdinnen und Juden nach Gurs im Oktober 1940 anzusehen. Sie zeigt die bisher bekannten Aufnahmen der Deportation aus Baden, die das Ende des jüdischen Gemeindelebens in Kippenheim bedeutete.
[Hbr]