Das sind die Begrüßungen, um in Marseilles Banlieues nicht innerhalb kürzester Zeit als Tourist entlarvt zu werden. Zur Studienfahrt der J2 im September 2023 haben es die jeweiligen Gruppen entweder nach Marseille, Paris oder nach Berlin verschlagen.
Wir hatten das große Glück, fünf Tage in der sonnigsten, aber leider kriminellsten Stadt Europas zu verbringen. Nach einer kurzen Fahrt nach Straßburg und anschließend einer längeren Fahrt, da mit einstündiger Verspätung, haben die Schüler realisiert, dass nicht nur bei der DB Pünktlichkeit keine Priorität ist. Am späten Nachmittag machte sich die 33-köpfige Gruppe mit ihren 31 Koffern (und einem übergroßen Rucksack) auf den Weg zum Hotel. Einer der Koffer wurde leider während unserer Zugfahrt gestohlen.
Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, machte sich die Truppe auf den Weg, die Stadt noch unsicherer zu machen. An der Cathédrale La Major und dem Vieux-Port wurden die ein oder anderen Aufnahmen und Gruppenbilder gemacht, bevor sich die Gruppe aufspaltete, um sich am Abend wieder im Hotel zu treffen.
Nach einer kleinen (oder auch großen) Stärkung am großzügigen Frühstücksbuffet im Meininger Hotel am Dienstagmorgen ging es dann mit unserem Guide auf eine Stadtbesichtigung, die die vielen Facetten Marseilles offenbarten. Das Viertel „Le Panier“ ist heute zu einem sehr gemütlichen und pittoresken Stadtteil geworden, leider aber auch Opfer der Gentrifizierung, die sich an den renovierten Häusern erkennen lässt. Das ehemalige Fischerviertel, in dem viele Neuzugänge Marseilles beheimatet waren, verändert sich zu einem „hippen“ Künstlerviertel.
In der anschließenden Mittagspause ließen es sich manche mit Austern und Garnelen gut gehen oder gingen zum Marché, welcher - wie das Einstein Gymnasium - eine erstaunlich hohe Dichte an Ausländern aufweist, um sich 100% originale Trikots zu kaufen. Unser darauffolgender Besuch in einer Seifenmanufaktur ließ uns in die Kunst der Seifenproduktion, die eine große Tradition in Marseille pflegt, eintauchen und wir konnten unsere Seifenvorräte im angrenzenden Laden etwas aufstocken.
Danach ging es auf zum Strand „Le Prado“, an dem wir den Rest des Tages mit Schwimmen, Volleyball und Fußball verbrachten. Ein großes Danke an Frau Combrouze und Amin, die unsere Gegenstände gewaltfrei gegen Gauner verteidigten.
Am Abend kamen Yacin und Amin, begeistert von der Qualität ihrer auf dem Arabermarkt gekauften Trikots, auf die brillante Idee uns allen authentische Olympique Marseille Trikots zu kaufen, die wir mit unserem Geld finanzieren konnten, das wir beim Kuchenverkauf verdient hatten. Dieser phänomenale Einfall erntete einheitlichen Zuspruch, auch Herr Fink war interessiert, da ein solches Trikot einen tatsächlichen nostalgischen Wert besitzt, im Gegensatz zu den Hoodies der Berlin Fahrt.
Die restlichen Tage vergingen für die Gruppe praktisch wie im Flug, wortwörtlich Flug, da manche Schüler doch tatsächlich auf Grund ihres Verhaltens fast aus dem Hotel flogen. Bewaffnet mit billigem Street-Food machten wir uns also in das „Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers“ (MUCEM) auf, welches so manch interessante Ausstellungen aufweist. Da die meisten Einwanderer Frankreichs aus den Mittelmeer Regionen stammen, waren traditionelle Kleidung, sowie Mythologien und andere Ausstellungen eine nette Erinnerung.
Nach der anschließenden Besichtigung der „Grotte Cosquer“, welche uns die Überbleibsel Jahrtausend alter Höhlenmalereien präsentierte, wurde das Wetter umso schlechter. Dennoch machten wir uns mit dem Bummelzug hoch auf das Merkmal Marseilles, die Kathedrale „La bonne mère“. Sie ist bereits aus 20km Entfernung sichtbar und schaut Angesicht zu Angesicht noch besser aus. Der baldige Papstbesuch warf dort seine Schatten voraus.
Am frühen Abend hatten wir uns dann wieder in der Stadt aufgeteilt. Außer Amin, welcher sich die drei gefährlichsten Mitschüler schnappte und in den „Marche du Soleil“ ging. Das Ziel stand fest: 30 Marseille Trikots kaufen und so wenig wie möglich dabei zu bezahlen. Die Verhandlungen gingen erfolgreich aus, was zu einem Souvenir führte - was im Vergleich zu den Berlinern - auch gut aussah.
Am letzten offiziellen Tag führte uns das Boot, mehr oder weniger eskortiert von zwei Speedboats der Polizei, auf die „Iles du Frioul“. Eine lange und harte Wanderung auf dem steinigen Weg der Insel, umso besser war jedoch die Aussicht an den Bergspitzen. Dennoch schafften es nicht alle Schüler den Trip zu vollenden, nur eine Handvoll tapferer Schüler und Lehrer konnten die Wanderung meistern. Mit dem selben Boot wieder zurück, war allen klar, was jetzt angesagt ist. Das letzte Essen in Gruppen, das letzte Gruppenfoto, das letzte Treffen mit eingebildeten Schweizer Schülern im Hotel, die letzte Nacht in den klimatisierten Zimmer und das letzte Frühstücksbuffet. Die Erfahrung, welche wir alle in den vier Nächten gemacht haben, bleiben lange nicht vergessen und wir bedanken uns vielmals für die so verständnisvolle Betreuung von Frau Combrouze, Herrn Fink und Frau Klemm.
[légèrement adapté nach Amin Maaradji und Luis Felipe Duda Rodriguez]