Flughafenterminal statt Urlaubsparadies
Die Unterstufentheater-AG des „Einsteins“ begeisterte mit ihrem Stück „Wo ist Simon?“

Die Schulferien stehen kurz vor der Tür und manche Schüler*innen und Lehrer*innen sind gedanklich schon dort angekommen. Die Unterstufentheater-AG am Einstein-Gymnasium nahm ihr Publikum thematisch passend dorthin mit, wo die Reise für viele startet – an den Flughafen. In ihrem Stück „Wo ist Simon?“ erlebt die Familie Lehmann (Matthias Scheib, Ella Breuer, Leila Heinzelmann und Violetta Kessler) aber nicht den ersehnten Traumurlaub auf Gran Canaria, sondern eine Odyssee durch das Terminal. Im Trubel der Urlaubsreisenden blieb ihr Sohn Simon (Simon Heidsieck) nämlich buchstäblich kleben. Fortan begaben sich er und seine Familie auf die Suche nacheinander, um sich lange Zeit haarscharf zu verfehlen. Erst ein Obdachloser (Ludvik Löffler) konnte das Happy End der Handlung herbeiführen.

Die Leiterin der Unterstufentheater-AG Christine May schaffte das Kunststück, 60 Schüler*innen aus der 5. und 6. Klasse in einem selbstgeschriebenen Schauspiel einzubinden. Dabei konnten die jungen Darsteller*innen ihr schauspielerisches Können und ihre Spielfreude sichtbar entfalten. Der episodenhafte Aufbau des Stücks erlaubte einzelne Auftritte, die ideenreich durch den roten Faden der Vermisstensuche zusammengehalten wurden. Die Botschaft, aufeinander sehen zu müssen, stand am Ende des Stücks.

Das an zwei Abenden ins Musikatrium strömende Publikum wurde bereits zu Beginn freundlich von zwei Stewardessen auf den notwendigen Flugmodus der Smartphones hingewiesen. Für eine atmosphärisch wunderbare Einstimmung sorgte danach die Werbe-Truppe von „Sunshine-Reisen“, die den „Countdown zum Ausbruch aus dem Alltag“ startete. Ihr Flyer war allerdings nicht nur bei Familie Lehmann, sondern auch bei der Nachbarfamilie gelandet. Das Werbeversprechen „Abstand von der Nachbarn, Nähe zur Erholung“ erhielt so erste Risse, wie beide Familien peinlich berührt mit Blick auf das gemeinsame Reiseziel feststellen mussten. Auf der Suche nach Simon passierten die Familien später allerlei Stationen und erlebten skurrile Begegnungen in der Flughalle. Joviale Musiker und listige Hütchenspieler witterten ein mögliches Geschäft. Auch das Flughafenpersonal war keine Hilfe bei der Suche nach Simon: Das Reinigungspersonal litt unter der Ansprache seiner Vorgesetzten (Jamila Aoujdad), der der erste Eindruck der Passagiere besonders wichtig war: „Lasst uns sicherstellen, dass dieser Eindruck immer positiv ist.“ Zwei Piloten, die selbst „Treibstoff“ tankten, hatten ebenso keine Augen für das vermisste Kind wie weitere Servicekräfte bzw. der Getränkeverkäufer. Für Unterhaltung und viel Komik sorgten auch die Auftritte einzelner Gruppen, die durchaus aneinandergeraten konnten, wie eine Seniorenbande, die von jungen Ballermännern umtanzt wurde („Schau mal, die Silberzwiebeln. Die mischen wir mal auf!“). Und eine flüchtende Braut-Gruppe kreuzte ebenso den Weg der Suchenden wie spielende Kinder, weitere Schülerinnen und die beliebte Girlband „The Glory Glitters“, die aber in erster Linie für einen Reisekoffer warb („‚StarGlider Pro‘ – für alle, die wissen, dass das Leben eine Bühne ist!“). Dass die Polizei den Fall des verlorenen Simon nicht priorisierte, lag an einem anderen Vermisstenfall: Schulleiter Dominikus Spinner wurde im Stück als Flugzeugentführer augenzwinkernd verabschiedet und Oriane Fosso und der Chor der Darsteller*innen sangen ihm ein wehmütiges „Blowin‘ in the Wind“ hinterher.

Zu dem euphorisch an zwei Abenden aufgenommenen Theaterstück trugen neben Regie, Skript und Darsteller*innen die von Lehrerin Simone Woitas mitarrangierte Maske und Kostüme bei. Ältere Schüler*innen (Laura Beck, Yaëlle Dasch-Therond, Emma Geissert-Wihlidal) und ein Ehemaliger (Théo Meder) assistierten zudem über das ganze Schuljahr bei den lebhaften Proben und sorgten mit ihrem Engagement ebenso wie die Technik-AG dafür, dass „Wo ist Simon?“ ein voller Erfolg wurde. Auch wenn nun alle Beteiligten etwas urlaubsreif sind, doch: „Abstand von den Nachbarn, Nähe zur Erholung“ liegen nun in greifbarer Nähe.

(Hbr)