Der Start ins neue Schuljahr begann für den Abschlussjahrgang am Einstein-Gymnasium früh mit den Studienfahrten, die in diesem Jahr Innsbruck, Marseille und Berlin ansteuerten. Die deutsche Hauptstadt war dabei wie in den vergangenen Jahren ein Ort der grenzenlosen Möglichkeiten, um in die deutsche Geschichte einzutauchen, aber auch Politik und Kultur kamen nicht zu kurz. Nach planmäßiger Ankunft am Berliner Hauptbahnhof und dem Check-in im sehr zentral gelegenen Hostel „Generator“ führte der erste Spaziergang der „Einstein“-Gruppe über den nahegelegenen Alexanderplatz vorbei an der bekannten Weltzeituhr und am Roten Rathaus zur Prachtstraße Unter den Linden. Ab dem Brandenburger Tor, dem letzten erhaltenen Stadttor Berlins, durften die Schüler*innen eigenständig auf Entdeckungstour gehen, die Qualität des Berliner Nahverkehrs oder auch Berliner Curry-Wurst und Döner testen (die Wahl der am Abend angesteuerten Restaurants oder Imbisse war aber deutlich vielfältiger).
Der kommende Tag war insbesondere der Geschichte der DDR gewidmet. Am Bahnhof Friedrichstraße besuchte die Gruppe den sogenannten „Tränenpalast“, die ehemalige Abfertigungshalle für die Ausreise von der DDR in den Westen. Heute befindet sich hier eine Dauerausstellung, die viele eindrückliche Zeitzeugnisse enthält und die Auswirkungen der Teilung auf den Alltag der Menschen erzählt. Stehen die Abfertigungskabinen des „Tränenpalasts“ für die Kontrollmechanismen des SED-Regimes, verkörpert das Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen den Umgang in der DDR mit politisch Andersdenkenden. Die jetzige Gedenkstätte besuchten die Schüler*innen im Anschluss: Noch heute führen hier ehemalige Opfer, aber auch Referenten durch den Komplex und die Zellentrakte. In vielen Details erfuhren die „Einsteiner*innen“ so von den Bedingungen in der Haft und den ausgeklügelten Mechanismen, Menschen zu verhören, orientierungslos zu machen und psychisch zu foltern.
Eine geführte Mauer-Radtour, von der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg aus, folgte hingegen dem bekanntesten Symbol der deutschen Teilung. Entlang der ehemaligen Grenze zwischen Ost- und Westberlin lernten die Schüler*innen zahlreiche Geschichten über die Folgen des Mauerbaus kennen und auch die Versuche, die Grenze zu überwinden. An der Bernauer Straße und der dortigen Gedenkstätte, die auch ein Teilstück der original rekonstruierten Grenzanlagen zeigt, schilderte der Tour-Guide etwa anschaulich die Geschichte des Fluchttunnels 57. Mit einer Auswahl aus drei unterschiedlichen Museen (dem Futurium, dem Jüdischen Museum Berlin sowie dem Neuen Museum) konnten die Schüler*innen in Teilgruppen schließlich das Nachmittagsprogramm mit jeweils einer Lehrkraft bestreiten. Am vorherigen Abend hatte eine Theateraufführung in der Schaubühne den Fokus auf ein weiteres Kapitel der deutschen Geschichte gelegt: Das Stück „Nachtland“ thematisierte die Abgründe einer deutschen Familie in ihrer Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte aus Anlass eines besonderen Erbstücks.
Auch am letzten Tag in Berlin standen die NS-Diktatur und ihre Folgen auf unterschiedliche Weise im Mittelpunkt. Nach dem Besuch des Holocaustdenkmals mit seinem weitläufigen Stelenfeld erhielt die „Einstein“-Gruppe in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand exemplarische Vorträge über die Motive und Aktionen von Menschen, die sich dem NS-Regime widersetzt hatten, darunter auch bereits sehr junge Menschen. Dabei bewegten sich die Schüler*innen hier durch den historischen Bendlerblock und die Räumlichkeiten, in denen Stauffenberg und seine Mitstreiter am 20. Juli 1944 den Umsturz wagten. Ebenso kam das politische Geschehen der Gegenwart nicht zu kurz bei der Studienfahrt: Nach einem Informationsvortrag im Reichstagsgebäude auf den Tribünen des Deutschen Bundestags hatte die Gruppe Gelegenheit, den Abgeordneten Stefan Kaufmann zu sprechen. Er war für den verstorbenen Wolfgang Schäuble ins Parlament nachgerückt. Offen und direkt stellte er sich allen Fragen der Schüler*innen, sei es zu tagesaktuellen Themen wie den Grenzkontrollen oder der Kanzlerkandidatur von Friedrich Merz als auch zu seinem persönlichen Werdegang. Spannend waren dabei auch die Einblicke in die innerparteiliche Debatte(n), die Kaufmann vor allem als Vorkämpfer für die Ehe für alle in der CDU erlebt und mitgeprägt hat.
Zum Abschluss der Studienfahrt gab es schließlich nochmals eine geballte Ladung Kultur: In der Staatsoper Unter den Linden war Puccinis Oper „Tosca“ als letzter Programmpunkt ein besonderes Erlebnis.
(Hbr)