Kann man so nicht sagen. Die Wortspiel AG hat sich am letzten Freitag, 24.01.2025, auf die Suche nach neuen Schreib-Inspirationen gemacht und ist – mit minimaler Einflussnahme durch Frau Luem – in Offenburg in der Städtischen Galerie in der Ausstellung „O(h) Wald“ gelandet. Acht Schreiberlinge haben sich von über 50 Werken aus den Bereichen Malerei, Zeichnung, Skulptur, Video, Fotografie und Installation zum Schreiben anregen lassen und Worte für das Gesehene gesucht und gefunden.
Teilweise sind sehr persönliche, reflektierende Wortspielereien entstanden, aber auch märchenhafte oder sich träumerisch erinnernde. Texte wurden vorgelesen, Ideen geteilt und Gedanken zum Mitnehmen in die imaginären Rucksäcke gepackt. So antworteten die Schreiberlinge auf die Frage, was sie vom Nachmittag mitnehmen möchten:
Das war ein toller Tag!
… dass man ab und an auch eine Niederlage als einen Sieg betrachten kann.
Wunden können keine Wunden heilen.
Die gemeinsame Zeit, das Zusammensein und die Erinnerungen an diesen Tag.
Eines Tages bleibt alles nur noch eine Erinnerung …
Umso wertvoller damit DIE TEXTE, die schwarz auf weiß niedergeschrieben werden; die uns helfen, uns zu erinnern; die neue Welten erschaffen; die uns Freude machen, unseren Horizont erweitern, uns Rückzugsorte schenken und unsere Kreativität aus uns herauslocken. Sie bleiben.
[Lue]
Zahraa Mansour (9a)
Es war einmal ein dichter, stiller Wald, in dem die Schatten der Bäume geheimnisvolle Muster auf den Boden malten. Zwei Schwestern, Fatima und Zeinab, spielten ihr Lieblingsspiel: verstecken.
Der Wald war ihr magischer Ort, voller Möglichkeiten, sich zu verstecken und zu träumen. „Du zählst!“, rief Fatima lachend und rannte zwischen die hohen Bäume. Zeinab schloss die Augen, lehnte sich an einem Baum und begann bis zehn zu zählen: „Eins, zwei, drei …“
Während Zeinab zählte, schlich Fatima tiefer in den Wald, bis sie die Stelle fand, wo große, leuchtende Fliegenpilze wuchsen. „Hier wird sie mich nicht finden“, flüsterte sie und bückte sich hinter den Pilzen.
Als Zeinab fertiggezählt hatte, öffnete sie die Augen. „Ich komme!“
Ihre Stimme tönte durch die stillen Bäume, aber niemand antwortete. Sie suchte hinter den Baumstämmen, lauschte auf Fatimas leises Kichern, aber alles blieb still.
Nach einer Weile entdeckte Zeinab frische Fußspuren im weichen Waldboden. Sie folgte ihnen, bis sie zu einem Baum führten, der dunkler und älter war als die anderen. Ein leises Rascheln war zu hören.
„Hab‘ dich!“, rief Zeinab und lief um den Baum – doch Fatima war nicht da. Nur die Spuren verschwanden im Nichts.
Fatima saß währenddessen ganz still in ihrem Versteck. Sie konnte Zeinabs Rufen hören, aber etwas hielt sie davon ab, zu antworten. Es war, als ob die Zeit stillstand, und der Wald um sie herum begann sich zu verändern. Der Wolf, der sie beobachtet hatte, trat leise hinter dem Baum hervor und sah sie mit klugen, leuchtenden Augen an. Fatima wollte weglaufen, doch der Wolf sprach mit einer sanften Stimme: „Keine Angst. Komm mit mir – ich zeige dir ein Versteck, das niemand jemals finden wird.“
Zeinab suchte noch immer, als der Nebel plötzlich dichter wurde. Der Wald schien fremder, dunkler und Zeinabs Rufen klang, als ob es von den Bäumen verschluckt wurde. „Fatima!“, rief sie erneut, doch nur die Stille antwortete. Die Zeit verging und Zeinab verstand, dass das Spiel vielleicht vorbei war – aber Fatima war nicht mehr zu finden …