Gedenken am Volkstrauertag – Videobeiträge & neue Graffitis

Am vergangenen Sonntag, den 17. November fand auf der Kehler Kriegsgräberstätte (nahe der Fachhochschule an der Kinzigallee) der alljährliche Volkstrauertag statt. Der Gedenktag erinnert an die Opfer von Krieg und Gewalt in Vergangenheit und Gegenwart. In diesem Jahr war ein Schwerpunkt auch das Thema ‚Flucht‘. Am 23. November 1944, vor 80 Jahren, musste die Kehler Bevölkerung mit der Befreiung Straßburgs fluchtartig und zum Teil bereits unter Beschuss die Stadt verlassen und kehrte erste viele Jahre später zurück. Wie in den letzten Jahren beteiligten sich auch Schüler*innen des „Einsteins“ an der Veranstaltung.

In den vergangenen Wochen hatten sich zehn Sechstklässler*innen intensiv mit dem Thema ‚Flucht und Krieg‘ auseinandergesetzt. Neben einem Besuch der Kriegsgräberstätte informierten sie sich über die Geschichte Kehls im Zweiten Weltkrieg und bereiteten eine Serie von Interviews mit eigenen Fragen vor: Von ihren Gesprächspartnern wollten sie z.B. erfahren, wie diese den Tag ihrer Flucht in Erinnerung behalten hatten, welche Gegenstände sie selbst mitnahmen auf ihrem Weg und welche Erlebnisse sie auf ihrer Flucht machen mussten. Mit der Unterstützung von Kameramann Lardjah Naba, der für die Pressestelle der Stadt Kehl arbeitet, führten die Schüler*innen im Anschluss mehrere Interviews durch. Vor ihren Elternhäusern in den 1940er Jahren standen so zwei ältere 90-jährige Zeitzeugen Rede und Antwort. Sie mussten am 23. November 1944 aus Kehl fliehen. Die Sechstklässler*innen interviewten aber auch Schüler*innen des „Einsteins“, die mit ihren Familien aus Syrien während des Bürgerkriegs bzw. aus der Ukraine in den letzten Jahren geflohen sind. Ihre berührenden Antworten wurden in einer Collage zusammengefasst: Die kleine Doku, die auch beim Volkstrauertag auf einer großen Videoleinwand gezeigt wurde, könnt Ihr hier  ansehen.

Seit dem Volkstrauertag 2021 arbeiten Mitglieder der Zeitzeugen-AG in unterschiedlichen Zusammensetzungen an der Umgestaltung der Kriegsgräberstätte in Kooperation mit der Stadt Kehl. Beim diesjährigen Volkstrauertag präsentierten sie drei neue Graffiti-Wände, die nun die Eingänge des Friedhofs säumen, und deuteten deren Friedensbotschaften und Symbolik. Zudem wurde eine neue Hörstation am zentralen Zugang der Kriegsgräberstätte eingeweiht. Hier kann man Erinnerungen von Angehörigen anhören, die von ihren verwandten Kriegstoten erzählen. Ebenso gibt es an dieser Station Beiträge über die Entstehung des Ortes sowie den Architekten des Friedhofes. Den ganzen bisherigen Prozess der Umgestaltung dokumentierte ein zweiter Filmbeitrag. Ihn könnt Ihr hier  anschauen.

Am Ende der Veranstaltung legten die Schüler*innen gelbe Blumen auf die zahllosen Grabplatten ab: Fast 2200 Kriegstote haben auf der Kehler Kriegsgräberstätte ihre letzte Ruhestätte gefunden, darunter viele Soldaten, aber auch Zivilisten, überwiegend (oft junge) erwachsene Menschen, aber auch einzelne Kinder.

[Hbr]