Selten freudig gingen 19 Schüler und Schülerinnnen der J1 am Samstag 20.9. zur Schule, denn statt Unterricht stand eine 24-stündige Busfahrt nach Flekkefjord in Norwegen auf dem Programm. Am Busparkplatz warteten auch schon der Bus sowie 20 Schüler und Schülerinnen mit ihren Lehrkräfte aus dem Lycée Le Corbusier in Illkirch. Die unseren, Frau Nehring und Herr Langenberger standen auch bereit. Wir kannten uns schon einigermaßen vom ersten Zusammentreffen, als die Flekkefjorder im März bei uns zu Gast waren.
Püktlich um 15 Uhr waren die zwei Gruppen, das Gepäck und ein großer Teil der Vorräte für die darauffolgende Woche im Bus verladen und es konnte losgehen.
Die erste kilometerreiche aber toilettenarme Etappe brachte uns ins dänische Hirtshals, wo die Fähre uns eine erfreuliche Bewegungspause lieferte. Leider war die Nordsee auch etwas in Bewegung, was sich für manche weniger erfreulich ausnahm. Der in Norwegen verbleibende Rest der Busfahrt war recht kurzweilig, untermalt von der norwegischen Bergwelt, den immer kleiner werdenden Straßen und einem Tunnel, vor dem der Bus erst mal in die Knie gehen musste.
Schließlich, nach ein paar Kilometern ungeteerter Straße kamen wir vor der Unterkunft an: kein Zweifel, wir waren in Norwegen, denn abgesehen von den weißen Holzhäusern schwenkte auch ein kleines Empfangskomitee die norwegische Flagge.
Anschließend wurden wir auf die Zimmer verteilt, die wir die nächsten fünf Nächte zu fünft teilen würden.
Dann machten wir uns mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut: Erdal, eine kleine, Ansammlung von Häusern entlang einer geschotterten Straße, ein langestreckter See begrenzt von Felsen und Hügeln, das Haupthaus mit ausreichend Sofaplätzen für alle und schließlich auch das Nebenhaus mit Billiard und Tischtennisplatte, das sich forthin größter Beliebtheit erfreute.
Der Einstieg ins Programm am folgenden Montag war steil, mit Frühstück um sieben (noch steiler für das Frühstücksteam) und anschließender Busfahrt (40min!) zur Schule. Dort wurden wir nach ein paar Begrüßungsworten erst einmal in den Unterricht geschickt, und neben dem Üblichen wie Englisch und Mathe konnten einige auch bei Elektrotechnik und Schweißen beiwohnen. Ins Schwitzen gerieten auch unsere Teams beim Flekkenfjorder Pausensport, dem „office chair curling“: es ging darum, eine Mitschülerin bzw. einen Mitschüler mit Hilfe eines rollenden Bürosessels möglich nah an eine Zielmarke zu bringen, was einem Kehler Team mit Bravour gelang, so dass sie noch vor den trainierten Flekkenfjordern den ersten Preis einheimsten.
Der Nachmittag ist schnell zusammengefasst: alle drei Schulen trafen sich zum ausgiebig Kennenlernen beim Pizzaessen, und nach ein paar Einkäufen ging es schließlich wieder zurück in unsere norwegische Einsamkeit, wo uns unsere Lehrkräfte küchentechnisch dabei halfen, die im Magen zwischen den Pizzastücken verbliebenen Lücken schmackhaft zu schließen.
Der Dienstagvormittag stand unter dem Vorzeichen des Kennenlernens von Flekkefjord. Unter Führung von Flekkefjorder Schülerinnen und Schüler gingen wir auf „Headhunting“ in der Stadt und lernten so einiges über die Stadt, Streetart und wichtige Persönlichkeiten. Und da die Sonne Überstunden machte, fuhren wir zurück zum See der mit seinen coolen 11°C zum Baden und Kanufahren einlud.
Unter gleichbleibenden sonnigen Bedingungen erhielten wir am folgenden Mittwoch eine ausfühliche Einweisung in die traditionelle Art der Apfelsaft oder Apfelweinherstellung am örtlichen Heimatmuseum. Zum Apfelwein kam es dabei jedoch erst gar nicht, da bereits eine halbe Stunde nach der Herstellung aller Saft getrunken war. Dergestalt gestärkt konnten wir uns dann der Stadtführung durch einen lokalen Führer anschließen.
Das Highlight des Tages war jedoch sicherlich unsere Draisinenfahrt auf der alten Bahnlinie. Dabei ging es am Fjord entlang über einige Brücken und durch zahlreiche Tunnels, an Wasserfällen vorbei zum höchsten Punkt, 88 m über dem Meerespiegel, was ein ausgiebigeres Picknick unvermeidbar machte. Mit einer Koalition der Willigen fuhren zwei Lehrkräfte anschließend noch etwas weiter an einem See entlang, während die müderen Teams noch etwas ausruhten um die deutlich leichtere und schnellere Rückfahrt anzutreten.
Zum weiteren Tagesprogramm gehörte auch die Vorbereitung des „Hate-Speech“- Projekts der Begegnung. Ziel war es „Hate Speech“ zu erkennen, zu diskutieren und anschließend Strategien zu entwerfen, um entsprechenden Äußerungen angemessen zu begegnen. Das geschah in gemischt deutsch-französischen Gruppen, so dass wir uns hier weiter kennenlernen konnten.
Zur Anwendung kam diese Vorbereitung an unserem letzten Tag vor Ort, dem Donnerstag. Nachdem die meisten das Frühstück erst einmal ausgelassen hatten - es fand zwischen 6:15 und 6:45, gewissermaßen zu nachtschlafender Zeit statt - konnte der Bus immerhin fast pünklich um 7:15 abfahren, nachdem die letzten das Gefühl nicht loswerden konnten gerade erst vom Sandmännchem heimgesucht worden zu sein. In Flekkefjord gesellten sich noch die Norweger und Norwegerinnen zu uns und ab ging es zur Insel Hidra, wo ein Aufstieg zum Hagåsen auf uns wartete Auf dem Weg dorthin wurde das Thema „Hate speech“ besprchen und kreativ umgesetzt, mitunter auch in einem Liedtext den wir anfertigten. Oben angekommen bot sich ein beeindruckendes Fjord-Panorama, flankiert von den Hinterlassenschaften der deutschen Besatzungszeit - eine mächtige Erinnerung , dass auch damals das Unheil mit „Hate Speech“ begann. Nach dem Abstieg war erst mal gemeinsames Picknicken angesagt, gedacht zunächst in einem Saal, aber es verlagerte sich dann alles schnell nach außen, wo die Nachmittagssonne noch einmal so richtig dem Regenwetter zuhause in Kehl spottete.
Am nachfolgenden Tag, dem Freitag, war erneut (zu) frühes Aufstehen auf dem Programm, dem sich jetzt niemand mehr enziehen konnte, denn wer nicht frühstückte hatte nichts der langen Heimfahrt entgegenzusetzen und konnte vor allem nicht an der Säuberungsaktion unserer Unterkunft teilnehmen- ein echtes no-go. Nach einem kurzen Abschied vom See und einem umfassenden Gruppenfoto ging es dann wieder auf die 25-stündige Heimfahrt, die uns über die gleichen Etappen am Samstag um 11:15 wieder nach Kehl brachte.
Insgesamt war es ein vielseitiger und wunderschöner Aufenthalt, der unser Schulleben wirklich bereichert hat.
Die Norwegenfahrt wurde mit Mitteln aus Erasmus kofinanziert.
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