Der erste Durchlauf
Der erste Durchgang des Schreibwettbewerbs war sehr berührend: Viele sehr gute Texte sind bei uns eingegangen und wir haben uns sehr darüber gefreut, dass Ihr das Abenteuer Schreiben gewagt habt. Wir sind sehr gespannt auf die nächste Runde. Hier der Artikel und einige Eindrücke vom ersten Leseabend:
„Erzählt Geschichten“ – lautete die (Heraus-/)Aufforderung der Organisatoren des neuen
Schreibwettbewerbs am ‚Einstein‘. Tatsächlich ließen sich Schülerinnen und Schüler aus allen
Klassenstufen auf das Experiment ein. Ob Gedicht, Essay, Märchen, Kurzgeschichte oder
Erzählung – die Jury um Initiatorin Luisa Luem und ihre Deutschkolleginnen und -kollegen
konnte sich in den vergangenen Monaten über eine breite Auswahl von Geschichten freuen
und musste nach Sichtung und Diskussion der Texte schließlich eine schwere Auswahl treffen
– schließlich hatten alle Teilnehmer etwas gewagt: „Die besten Geschichten fangen immer mit
Mut an“, betonte daher Luisa Luem am Abend der Premiere.
Natürlich im ETM, wo auch noch in Bücherregalen viele Geschichten schlummern, war die
Bühne bereitet für die Lesung der von der Jury ausgewählten Wettbewerbsbeiträge. Schüler
und Angehörige, Lehrer und Gäste, jüngere und ältere Zuhörer hatten sich zahlreich
eingefunden, sodass ein großes Publikum gespannt auf die Lesungen wartete. Die
stimmungsvolle musikalische Umrahmung des Abends übernahm dabei das BaRock-Ensemble
unter der Leitung von Rabea Michler. Einstein-Schulleiter Dominikus Spinner lobte das
Engagement von Jury und Kandidaten in seiner Begrüßung, die die Premiere des
Schreibwettbewerbs erst möglich gemacht hätten. Deutschlehrerin Lusia Luem verband ihre
Freude über das Interesse am Wettbewerb mit dem Wunsch, dass sich dieser „im Sinne einer
Schreibkultur etabliert“ und verstand ihn zugleich als Möglichkeit, „Kreativität zu zeigen, die
nicht sofort benotet wird“.
Dann eröffnete mit Muriel Gourio (Klasse 5e) eine der jüngsten Teilnehmerinnen den Reigen
der Geschichten. Wie alle nachfolgenden Erzähler nahm sie in einem gemütlichen Sessel in
der erhöhten Leseecke Platz, die so beleuchtet war, dass im ansonsten verdunkelten ETM die
Schattenrisse der Leser an den Wänden erschienen. Von Heinrich Heine stammt das Zitat „Von
allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.“ Und Gleiches
gilt damit insbesondere für Geschichten: So nahmen die Erzähler das Publikum an diesem
Abend mit auf eine mal märchenhafte, mal düstere, mal komische Reise, an den Schauplatz
eines Mordes, in die Tiefe eines Sees oder auf den Bogen einer sagenumwobenen Brücke.
Nach Muriels Märchen „Jakob und die Eule finden ein Zuhause“ folgte Annkathrins Dunas‘
(JG2) Wettbewerbsbeitrag „Erzählte Geschichten“ um das Thema Flucht (und Ankommen).
Charla Sikora (9a) riss das Publikum danach mit „Ein Arsch in Metastasen“ hörbar mit und
Yasin Yildirim (JG2) setzte mit der Lesung des Gedichts „Die sagenumwobene Brücke“, das er
gemeinsam mit Elias Bier verfasst hatte, ein kafkaeskes Ausrufzeichen:
„Nehmt euch in Acht, seid gewarnt, begeht nicht diesen Verrat…“
Auch nach der Pause weckten die Geschichten in der Phantasie der Zuhörer zahllose Bilder und Gefühle. In Joana Uremovic‘ Geschichte „Eine unverhoffte Begegnung“ (10b) wurde man selbst Zeuge eines tödlichen Spiels. Rätselhaft abgründig hatte Lazar Kulic(10a) seinen Text „Ein trügerisches Licht“ gestaltet und Alexandra Knaub (6c) hatte die Jury schon beim ersten Lesen mit ihrer Ausdichtung zu „Wenn es Winter wird“ von Christian Morgenstern begeistert. Ihr Beitrag wurde ebenso wie derjenige von Lazar Kulic mit einem Buchpreis (gestiftet von der Buchhandlung Baumgärtner in Kehl) ausgezeichnet. Der dritte Buchpreisträger des Abends, Elias Bier (9d), sorgte mit seinen Gedichten, deren Symbolik und sprachliche Bilder um die Shoa und das Sterben im Ersten Weltkrieg kreisten, für einen lyrischen Schlusspunkt.
Gekommen waren zur Premiere an diesem Abend aber auch viele weitere Teilnehmer, deren berührende, lustige, nachdenkliche Geschichten ebenfalls alle Eingang gefunden haben in die erste Broschüre der Wettbewerbsrunde. Die Einleitung hierzu lieferte dabei der ehemalige Schüler Alexander Ziegler mit seiner Reflexion über den Wert und die Macht von Geschichten in unserer Gesellschaft.
Und einen besonderen Gastbeitrag bei der Premiere lieferte Elena Bissinger mit ihrem Gedicht
über Nacht und Mond:
… mir scheint, als sei die Nacht
nur dafür gemacht
zu sagen, was am Tag
kein Ohr hören mag,
zu sagen, was sobald der Morgen graut
sich keine Menschenseele mehr traut …
Das Glück des Leseabends war, dass viele Schülerinnen und Schüler sich trauten, an dem
Experiment des Schreibwettbewerbs teilzunehmen. So waren sich nach der gelungenen
Premiere alle Beteiligten einig, dass im kommenden Schuljahr eine neue Runde beginnt:
„Haltet die Uhren an. Vergesst die Zeit. Ich will euch Geschichten erzählen.“ (James Krüss)
[HBR]
Die Jury aus Luisa Luem, Simone Chambrion, Stephanie Walter, Uli Hillenbrand und Wolfgang Würthle dankt auch dem Förderverein des Einstein-Gymnasiums und der Buchhandlung Baumgärtner für die finanzielle Unterstützung des Wettbewerbs. Die Broschüre mit allen Wettbewerbsbeiträgen kann für 1 Euro im Lehrerzimmer (oder bei einem Jurymitglied) erworben werden.
Einstein-Gymnasium
Vogesenallee 24
77694 Kehl