Von zukünftiger Energieerzeugung über Pfannkuchen drucken zur Medizintechnik

Montag, die ersten beiden Stunden Unterricht nach dem Wochenende. Herr Bock betritt den Chemiesaal und hat gute Nachrichten zu verkünden: Die Universität Freiburg bietet kostenlos ein Praktikum an, bei dem man an zwei Tagen allerlei Sachen über das Chemiestudium, wie auch die Forschung und weiteres erfährt. Der Haken an der Sache: Nur eine Person kann mit. Eine richtige Exklusiv-Veranstaltung also.
Wir haben dann gemeinsam im Kurs entschieden, wer die Ehre hat unsere Schule dort zu vertreten, und ich war sehr froh, dass ich es sein durfte.
Ich bin dann also am Donnerstag (22.03.) und Freitag (23.03.) an die Universität gegangen, um mit rund vierzig Schülern aus ganz Baden-Württemberg die Welt der Chemie außerhalb der Schule mit High-Tech Ausstattung und auch die Stadt Freiburg kennenzulernen.

Kommen wir nun zum Thema: Was haben die Gummibärchen-Hölle, die Zukunft der Energieerzeugung und die moderne Medizin gemeinsam?
Richtig: Chemie. Sie begegnet uns überall und jederzeit, ob bewusst oder unbewusst, und gäbe es die Chemieindustrie nicht, würden wir heute noch im Beginn der Industrialisierung festhängen und nicht vorankommen. Das Kompaktseminar in Freiburg zum Thema „Chemie – Die Wissenschaft an der Nahtstelle von makroskopischer und mikroskopischer Welt“ gab den rund vierzig Teilnehmern einen sehr guten Einblick in die Welt der Chemie im Beruf und in der akademischen Forschung.

Nach einer schnellen Einführung über die Sicherheitsvorkehrungen, ging es direkt kriminell zur Sache:

Wie schaffe ich es, den Täter von den Verdächtigen zu unterscheiden und identifizieren?
Richtig! Und hier lautet die Antwort wieder: Chemie. Genauer die Biochemie. Nach einem Vortrag über die Anwendung von Chemikalien, Enzymen und DNA-Überresten des Tatorts, durften wir schließlich selbst Bakterien mittels der Elektrophorese auf die Schliche kommen.

Danach waren einige Basic-Techniken gefragt: Wir mussten Titrationen durchführen, um die Konzentration unbekannter Stoffe herauszufinden und andere Versuche machen, die keine großen chemische Kompetenzen erfordern, unter anderem um ein Gummibärchen lichterloh zur Reaktion zu bringen. Wer an diesem Seminar teilnimmt, sollte ein gewisses Durchhaltevermögen und Verständnis für die Sprache der Naturwissenschaften mitbringen. Dies bemerkt man spätestens, wenn man Vorträge über Moleküle zu hören bekommt, die mittels von Licht als „Maschinen“ benutzt werden könnten, zum Beispiel in automatischen Jalousien, die sich ab einer bestimmten Helligkeit beginnen zu schließen. Im Anschluss erfuhren wir, wie spezielle Mikroskope funktionieren, die bis zu einem Bereich von 20 Nanometern auflösen können. Das ist 3000mal dünner als ein durchschnittliches menschliches Haar und ungefähr 10mal auflösender als das beste Lichtmikroskop.

Wir haben ebenfalls den geschichtlichen Hintergrund der makromolekularen Chemie erfahren, sowie deren Entwicklung. Die Chemie hat unsere Zeit stark geprägt und tut es immer noch, sodass einige Experten finden, dass unsere Zeit das Kunststoffzeitalter genannt werden sollte, genauso wie andere Materialinnovationen die jeweilige Zeit geprägt haben (Steinzeit, Bronzezeit, etc.).

Eine andere Rubrik des Gesamtpakets, war die Chemie der Medizin, mit der wir zukünftig Medikamente an genauen Standorten in der perfekten Menge „abliefern“ können. Zu guter Letzt erfuhren wir, dass wir gar nicht so weit weg davon sind, Photosynthese künstlich zu ermöglichen. Eine gewisse Platte mit verschiedenen Komponenten wird dabei in Wasser getaucht, absorbiert Licht und produziert dadurch Sauerstoff und Wasserstoff. Letzterer kann dann zur Energieerzeugung benutzt werden. Der Aufenthalt blieb bis zum Ende spannend und mit der Uni-Mensa war auch für eine gute Verpflegung gesorgt. Wir wurden mit überaus interessanten Informationen überflutet, die auch unsere Zukunft bestimmen werden.

Wer möglichst günstig dort übernachten wollte, hat am besten im Black Forest Hostel geschlafen, in einem Zimmer mit zwanzig anderen Personen, unter anderem mit denen die auch am Seminar teilnahmen.

[Vincent Jehmlic]