Zeitzeugen-AG besucht KZ-Gedenkstätte „Vulkan“

Haslach im Kinzigtal mit seinen malerischen Fachwerkhäusern und der denkmalgeschützten Altstadt war das Ausflugsziel der Zeitzeugen-AG am vergangenen Freitag. Bekannt ist vielen „Einstein“-Schülern nach dem gemeinsamem Besuch in der 9. Klasse, dass knapp 60 Kilometer von Kehl entfernt das KZ Natzweiler-Struthof existierte, in den Jahren der NS-Herrschaft über Frankreich. Weniger bekannt dürfte allgemein sein, dass zu den Konzentrationslagern im „Dritten Reich“ auch ein dichtes Netz von Außenlagern gehörte, in dem tausende KZ-Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden. Gleich drei dieser Außenlager des KZ Natzweiler-Struthofs und des NS-Zwangslagers Schirmeck-Vorbruck wurden gegen Ende des Krieges in Haslach eingerichtet. Ausschlaggebend dafür waren die örtlichen Gegebenheiten: Am „Urenkopf“ in Haslach existierten durch die Hartsteinwerke „Vulkan“ riesige Bergwerkstollen. Dies rief die durch alliierten Bombardierungen bedrängte Rüstungsindustrie und NS-Ministerien auf den Plan: In den Stollen sollten die Häftlinge den Boden für eine Rüstungsproduktion bereiten, für die sich damals Firmen wie Daimler-Benz, Messerschmitt und Mannesmann engagierten.

In der Folge wurden daher zwischen September 1944 und April 1945 etwa 1700 KZ-Häftlinge aus 21 Ländern in Haslach zur Schwerstarbeit getrieben. Zwei der Lager befanden sich in unmittelbarer Nähe zur Altstadt. Als drittes Lager dienten in den feucht-kalten Monaten die Stollen selbst. Den Leidensweg zum Lager „Vulkan“ gingen auch die Häftlinge der anderen beiden Lager zum Arbeitseinsatz, der anfangs im Steinbruch und später in den Stollen erfolgte. Mehrere hundert Häftlinge starben an den menschenunwürdigen Bedingungen, Unterernährung, Krankheiten, Misshandlungen und Hinrichtungen der SS-Wachmannschaft.

Jahrzehnte dauerte es nach dem Krieg, bis eine angemessene Erinnerungsarbeit und ein würdiges Gedenken an die zahllosen Opfer einsetzte. 1998 wurde schließlich die „Gedenkstätte Vulkan“ eingeweiht. Zu dem Mahnmal auf dem Berg führt ein „Weg des Erinnerns“, der die damaligen Schreckensorte und Ereignisse nachzeichnet. Die Gedenkstätte zeichnet sich neben dem eindrucksvollen Mahnmal, Ruinenresten und einem ehemaligen Entwässerungsstollen durch übersichtliche Informationstafeln aus. Die intensive historische Aufarbeitung, Zeitzeugenarbeit und pädagogisches Material dokumentieren auch diese empfehlenswerten Internetseiten:

 Gedenkstätte Vulkan

Erinnerungsweg Haslach

Auf dem Mahnmal selbst findet sich ein Zitat von Roman Herzog:

Man ist nicht nur verantwortlich für das, was man tut,sondern auch für das, was man geschehen lässt.                                                     

 [HBR]