„Handle mutig“ - Berufsorientierung mit dem „Mutmacher-Seminar“ am Einstein-Gymnasium

Ein roter Teppich für Schülerinnen und Schüler? Das ist nur ein kleines, aber typisches Element des „Mutmacher-Seminars“, das die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 1 am Einstein-Gymnasium absolvieren. Die Botschaft soll eindeutig sein: Du bist wichtig! Nicht als Aufforderung zu Hochmut und Selbstüberschätzung. Sondern als Förderung des oft fehlenden Selbstvertrauens, das – so wissen die Macher – häufiger zum Scheitern führen kann als Noten.

Das Mutmacher-Seminar ist Teil eines Berufsorientierungsangebots am „Einstein“, welches aus mehreren Teilen besteht. Neben dem mehrstündigen Workshop werden die Schülerinnen und Schüler auf der digitalen Plattform „Traumjob Campus“ eingeführt, mit der sie ein Jahr arbeiten können. Das Mutmacher-Seminar wird außerdem noch durch weitere digitale Impulse ergänzt, darunter die Möglichkeit eines E-Mail-Coachings über ein halbes Jahr hinweg, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen. Außerdem wird der Prozess der Berufsorientierung begleitend mit weiteren Angeboten fortgeführt.

Das Mutmacher-Seminar hebt sich dabei in vieler Hinsicht von eher trockenen Leseangeboten der Vergangenheit ab. Es soll Jugendlichen ihren Orientierungsbedarf aufzeigen und sie gleichzeitig dazu motivieren, sich mit der Frage der eigenen beruflichen Zukunft auseinanderzusetzen. Dabei setzen die Macher auf eine altersgerechte Gestaltung. Deshalb geht es zu Beginn nach einer lockeren Begrüßung und aktivierenden Fragerunde auch schon mit Bewegungselementen in einer „Sandstorm-Challenge“ in Zweier-Teams los. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten dabei im Seminar den Vormittag über mit einem Workbook, es wechseln sich Phasen mit Rollenspielen, Partner- und Gruppenarbeit ab, begleitet von entspannter Musik. Dazu gibt auch eine Fotowall und Postkarten, die Platz für Emotionen lassen. Die Organisatoren legen ausgesprochen Wert auf eine bestärkende und positive Atmosphäre in einem geschützten Raum.

Im Kern des Seminars steht ein 5-Schritte-Plan, der den Teilnehmerinnen und Teilnehmern helfen soll, persönlichkeitsbasierte Berufsentscheidungen zu treffen. Dass dies Not tut, zeigt nicht nur ein Blick auf die Quoten der Studienabbrecher in Deutschland und die Anzahl der aufgelösten Ausbildungsverträge, sondern auch die Zahl der Arbeitsstunden im Beruf, die in einem Leben zusammenkommen.

Der 1. Schritt besteht im Mutmacher-Seminar für die Schülerinnen und Schüler nun darin, die eigenen Stärken zu erkennen, wobei eine Auswahlliste erste Orientierung bieten kann. Nach einer kurzen Pause geht es darauf in den „Traumjobkorridor“, in dem Kriterien für den Traumjob zu verschiedenen Themen angegeben werden müssen, zum Beispiel: Alleine oder eher im Team? Mitarbeiterin oder eher Führungskraft? Angestellt oder selbständig? Eher drinnen oder eher draußen? Eher an einem Ort oder eher überall? Heimat oder eher in ganz Deutschland? Sicherheit oder eher Abenteuer? Verknüpft wird dies mit weiteren Informationen: Welche Ausbildungszeit möchte man investieren? Welche Berufe und Studiengänge gibt es?

Weitere Schritte des Seminars drehen sich um die Berufsideen, die zur eigenen Persönlichkeit passen, zu Lebenswünschen und Träumen und zu dem Umgang mit Ängsten und wie man mutig handelt. Ein wichtiger Block des Seminars dreht sich ausschließlich um das Thema Selbstvertrauen. Neben Übungen spielt hier auch der Austausch persönlicher Erfahrungen und Anekdoten eine wichtige Rolle. Für viele Schülerinnen und Schüler ist diese Form der Berufsorientierung eine ungewohnte, aber motivierende Form der Berufsorientierung – und eine emotionale, bei der auch manche Freudentränen flossen. Am Ende des Seminars schreibt jeder Schüler, jede Schülerin konkrete Ideen für die Zeit nach dem Abi auf, versehen mit Unterschrift und Datum.

Möglich wird das Mutmacher-Seminar durch die Unterstützung der Bundesagentur für Arbeit und den schuleigenen Förderverein des „Einsteins“, welche jeweils zur Hälfte die Finanzierung übernommen haben.

[HBR]